Die Angst der Bourgeoisie – Ausdruck des Zerfalls

Zerfall einer Ordnung: Die Ruinen des Parlaments als Sinnbild für das Ende der bürgerlichen Herrschaft – zurück bleibt eine leere Bühne der Macht, entlarvt und überflüssig | Photo: © DerRevolutionär (KI generiert)

Ein konservativer Schwanengesang auf das bürgerliche System

Der Artikel „Die Chance der Krise“, erschienen in einer konservativen Zeitung, ist mehr als nur eine wütende Abrechnung mit der politischen Lage. Er ist ein Hilferuf einer Klasse, die spürt, dass ihre Zeit abgelaufen ist. Zwischen Nostalgie, Verfallspanik und autoritären Phantasien schimmert die Wahrheit durch: Der bürgerliche Staat hat keine Zukunft mehr. Und die herrschende Klasse weiß es.

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Von Reinhold A. Krause
01. September 2025 | 

Energiepolitik als Symbol des Untergangs

Wenn sich konservative Meinungsmacher über den Abriss eines Atomkraftwerks empören, geht es nicht um Stromversorgung. Es geht um den Verlust der Kontrolle über eine Ordnung, in der Kapitalismus und „Sachzwang“ unantastbar schienen. Die „Monsterbatterie“ ist ihnen nicht zu groß, sondern zu neu – weil sie für eine Welt steht, in der ihre alten Machtverhältnisse nicht mehr automatisch gelten.

Doch das vermeintliche Chaos der Energiewende ist kein Zufall. Es ist Ausdruck eines Systems, das sich in seinen Widersprüchen verheddert: zwischen Profit und Ökologie, Standortlogik und globaler Krise, kapitalistischer Rationalität und realem Wahnsinn.

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Der Staat als Bühne der Klassenherrschaft

Die konservative Kritik an den Parteien ist scharf – aber blind. Sie erkennt das Elend der parlamentarischen Schein-Demokratie, doch sie verwechselt die Symptome mit der Ursache. Wenn das Parlament „nur noch Kulisse“ ist, dann weil es nie etwas anderes war. Wenn Gesetze im Interesse der Parteien verfasst werden, dann weil diese Parteien Werkzeuge der Bourgeoisie sind – nicht Ausnahmen, sondern Ausdruck der kapitalistischen Herrschaft.

„Der moderne Staat ist nur ein Ausschuss, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der Bourgeoisie verwaltet.“
Marx & Engels, Manifest der Kommunistischen Partei

Was die Konservativen beklagen – Parteienfilz, Postenschacher, Stillstand – ist nicht Dekadenz, sondern der Normalzustand der bürgerlichen Demokratie. Das System ist nicht krank, es ist alt und überlebt. Es verwaltet sich selbst, nicht weil es irre ist, sondern weil es nichts anderes mehr zu sagen hat.

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Schwarz-rote Koalition: Mehr vom Alten

Dass nun eine schwarz-rote Koalition die Regierung stellt, ändert an diesem Zustand nichts – im Gegenteil. Die Große Koalition der Interessen der Banken, Konzerne und Bürokratie ist zurück. Ihre einzige Gemeinsamkeit: Der Wille zur Machterhaltung. Die CDU verkauft sich als „Stabilisator“, die SPD als „soziale Kraft“ – doch beide verwalten nur den schleichenden Niedergang. Der neue Autoritarismus geht Hand in Hand mit dem sozialen Rückbau. Das zeigt sich in der Innenpolitik wie in der Militarisierung nach außen.

Die Konservativen im bürgerlichen Lager jammern nicht, weil sie das System ablehnen – sie fürchten dessen Zusammenbruch. Was sie als „Verlust der Vernunft“ bezeichnen, ist in Wahrheit: der Verlust ihrer Macht.

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Wunsch nach autoritärer Reinigung

Am deutlichsten wird der reaktionäre Kern am Ende des Artikels: Dort wird eine „Minderheitsregierung der Vernünftigen“ gefordert – eine technokratische Elite, die mit „Mut“, „Werkzeugen“ und „Kettensäge“ durchgreift. Das ist keine Lösung, sondern eine Drohung. Es ist der autoritäre Reflex einer Klasse, die spürt, dass sie das Vertrauen der Massen verloren hat – und nun nach einem „starken Staat“ schreit, der es mit Gewalt wiederherstellen soll.

Doch selbst dieser Ruf ist Ausdruck der Ohnmacht. Was hier als „Vernunft“ bezeichnet wird, ist nichts weiter als Klasseninteresse. Und was als „letzte Chance“ verkauft wird, ist in Wahrheit: das Ende.

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Der sterbende bürgerliche Staat

Die Bourgeoisie spürt, dass ihre Epoche zu Ende geht. Energiekrise, Umweltzerstörung, soziale Verelendung, imperialistische Kriege – das sind keine Ausrutscher, sondern notwendige Produkte des Kapitalismus.

„Die Revolution ist das Fest der Unterdrückten.“
Lenin

Der bürgerliche Staat, ob schwarz, rot oder grün regiert, ist nicht reformierbar. Er muss gestürzt werden. Nicht mit Mitgefühl, sondern mit Klassenkampf. Nicht in Form einer neuen Regierung, sondern durch die Zerschlagung aller kapitalistischen Machtinstrumente.

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Ein System am Ende seiner Geschichte

Was die Konservativen als „Wahnsinn“ beschreiben, ist der Tod des Systems. Und was sie als „letzte Chance“ anpreisen, ist die Angst vor dem, was kommen muss: die proletarische Revolution.

„Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften ist die Geschichte von Klassenkämpfen.“
Marx & Engels, Manifest der Kommunistischen Partei

 

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Dieser Beitrag bezieht sich auf :
TICHYS EINBLICK v. 01.09.25
Photos von DR bereitgestellt
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