
Israel bombardiert, Europa schweigt – und lässt singen
Während in Gaza der Tod regiert, während Bulldozer Wohnviertel niederwalzen und Bomben auf Flüchtlingslager fallen, zelebrierte Europa in Basel den 69. Eurovision Song Contest – eine Farce aus Lichtern, Konfetti und heuchlerischer Selbstinszenierung. Israel nahm auch dieses Jahr teil – trotz anhaltender Kriegsverbrechen, trotz der offensichtlichen ethnischen Säuberungen. Was als Musikshow verkauft wird, ist in Wahrheit längst zu einem politischen Schauplatz geworden – ein Ort, an dem die herrschende Klasse ihre Interessen durchsetzt und Kritik zum Schweigen bringen will.
Von Heinrich Schreiber
19. Mai 2025 |
Von Gaza nach Basel – Repression statt Verantwortung
Zwei Tage nach dem Gedenktag der Nakba, der Vertreibung hunderttausender Palästinenser, betrat eine israelische Künstlerin in Basel die Bühne. In Gaza herrschte zur selben Zeit Ausnahmezustand: eine neue Bodenoffensive war in Vorbereitung, Ziel war die vollständige Besetzung des Gebiets. Doch statt Empörung oder Ausschluss – wie er Russland 2022 nach dem Angriff auf die Ukraine traf – durfte Israel sich in Lichtshows und Standing Ovations sonnen. Das ist keine Doppelmoral. Es ist westliche Komplizenschaft.
Dass es Proteste gab – innerhalb und außerhalb der Halle – überrascht nicht. Aktivistinnen und Aktivisten hielten Palästina-Fahnen hoch, riefen Parolen, versuchten sogar, die Bühne zu betreten. Doch der Widerstand stieß auf das, was in Europa zur Reaktion auf jede Form von Solidarität mit den Unterdrückten geworden ist: Polizeigewalt. Gummigeschosse, Tränengas, Kontrollen. Rund 400 Personen wurden schikaniert, verletzt oder abgedrängt. Ihr „Verbrechen“: Sie hatten den Mut, die imperialistische Inszenierung zu durchbrechen.
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Zensur im Namen der Unpolitischkeit
Um Proteste im Keim zu ersticken, griff der Veranstalter dieses Jahr zu neuen Mitteln: Künstlerinnen und Künstler durften keine politischen Symbole zeigen – nicht die Regenbogenflagge, nicht die palästinensische. Es war ein erzwungenes Schweigen, das besonders jenen galt, die die Bühne nutzen wollten, um Stellung zu beziehen. Die Botschaft war eindeutig: Politik ist nur erlaubt, wenn sie im Sinne der westlichen Agenda steht.
Die Begründung für dieses Verbot ist bekannt: Der ESC wolle „neutral“ bleiben. Doch Neutralität gegenüber Unterdrückung ist Parteinahme für die Täter. Die „Unpolitischkeit“ ist nichts weiter als ein Deckmantel, unter dem koloniale Machtverhältnisse verwaltet und legitime Gegenstimmen unterdrückt werden.
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Der Feind steht nicht nur auf der Bühne – er sitzt in den Chefetagen
Der ESC 2025 war nicht „überschattet“ von der Realität in Gaza – er war integraler Bestandteil einer Öffentlichkeitsstrategie, die darauf abzielt, den Widerstand gegen koloniale Gewalt zu delegitimieren. Während Israel eine Militärdiktatur über ein eingesperrtes Volk ausübt, basteln PR-Agenturen an der perfekten „Storyline“ für den europäischen Markt. Die israelische Teilnehmerin wurde medial inszeniert – nicht als Repräsentantin eines Apartheidregimes, sondern als „Überlebende“, als Symbol westlich verwertbarer Empathie. Die Täter stilisieren sich zu Opfern, die Opfer werden zum Schweigen gebracht.
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Boykott bleibt notwendig – der Widerstand geht weiter
Der ESC hat einmal mehr gezeigt, dass Kultur im Kapitalismus niemals „unpolitisch“ ist. Wer auftritt, wer gewinnt, wer sprechen darf – all das ist Ergebnis von Interessen, nicht von Kunst. In Basel wurde erneut klar: Wer sich gegen Kolonialismus, Apartheid und imperialistische Kriegspolitik stellt, wird kriminalisiert. Wer für sie singt, wird beklatscht.
Doch der Widerstand war da – laut, unübersehbar, mutig. Und er wird nicht verstummen. Ob auf der Straße, auf der Bühne oder in den Köpfen: Die Zeit, in der Verbrechen mit Scheinwerfern überblendet werden konnten, geht zu Ende. Kein Glitzer, kein Feuerwerk, keine PR-Kampagne kann die Wahrheit verdecken:
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Ein Staat, der Völkermord begeht, gehört nicht auf die Bühne. Sondern vor Gericht.
Und ein Europa, das dazu schweigt, gehört entlarvt – und bekämpft.
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