
So lautete die Parole von Karl Marx am Ende seiner 1865 verfassten Schrift Lohn, Preis und Profit. In dieser Studie, die er zwischen Ende Mai und dem 27. Juni 1865 niederschrieb, analysiert Marx das unaufhörliche Ringen zwischen Kapital und Arbeit im Rahmen des Lohnsystems. Bereits zu seiner Zeit war Arbeit längst zur Ware geworden. Der Kapitalist strebt danach, Arbeitskraft möglichst billig einzukaufen, während der Arbeiter versucht, sie möglichst teuer zu verkaufen.

Von Heinz Ahlreip
2. Mai 2025
Sklave, Leibeigener, Lohnarbeiter: Formen der Ausbeutung
Der Sklave der Antike war keine Ware im modernen Sinn – er selbst war Eigentum und konnte weiterverkauft werden. Seine Arbeitskraft jedoch war nicht seine eigene Ware. Der Leibeigene im Mittelalter arbeitete teilweise für sich selbst, während er einen Teil seiner Arbeitskraft den Herren zur Verfügung stellte, deren Böden er bewirtschaftete und deren Erträge er ablieferte.
Im Kapitalismus verkauft der Arbeiter seine Arbeitskraft für eine bestimmte Zeit. Der gezahlte Lohn ersetzt jedoch nicht den vollen Wert seiner Arbeit. Der Kapitalist lebt von unbezahlter Mehrarbeit. Jeder erkämpfte Lohnzuwachs des Arbeiters bedeutet entsprechend einen Rückgang des Profits für das Kapital.
Die Grenzen ökonomischen Kampfes
Die Geschichte des Klassenkampfes zeigt deutlich: Selbst Errungenschaften wie die gesetzliche Begrenzung des Arbeitstags konnten nicht durch rein ökonomische Aktionen der Arbeiterklasse durchgesetzt werden, sondern nur durch staatliche Intervention. Daraus ergibt sich: Das Kapital beherrscht den gesamten Produktionsprozess. Marx schreibt:
„Im Fortschritt der Industrie hält … die Nachfrage nach Arbeit nicht Schritt mit der Akkumulation des Kapitals. Sie wird zwar noch wachsen, aber in ständig abnehmender Proportion, verglichen mit der Vergrößerung des Kapitals.“
(Karl Marx, Lohn, Preis und Profit, Werke, Band 16, Dietz Verlag Berlin, 1960, S. 151).
Die allgemeine Tendenz der kapitalistischen Produktion besteht darin, den Lohn zu drücken. Ohne den organisierten Kampf der Arbeiterklasse würde diese in eine formlos-unterscheidungslose Masse ruinierter, armer Teufel verwandelt – ohne jede Aussicht auf Befreiung. (vgl. a.a.O.)
1. Mai heute: Kein revolutionäres Ziel in Sicht
Ein Blick auf die heutigen, gewerkschaftlich organisierten Demonstrationen zum 1. Mai zeigt: Ihnen fehlt die revolutionäre Zielrichtung. Aus armen Teufeln sollen dort keine bewussten Menschen gemacht werden. Die Gewerkschaftsspitzen – ein Kader von Apparatschiks – bekämpfen nur die Symptome der kapitalistischen Entmenschlichung, nicht aber deren Ursachen. Sie greifen, wie Marx es nennt, zu Palliativmitteln und führen einen rein defensiven, wirkungslosen Guerillakrieg.
Die kapitalistische Wunde und das revolutionäre Heilmittel
Erkannt werden muss: Nur der Speer, der die Wunde geschlagen hat, kann sie auch heilen. Marx beschreibt in Das Kapital, Band 1, im Kapitel Geschichtliche Tendenz der kapitalistischen Akkumulation, dass die Enteignung vieler Kapitalisten durch wenige dazu führt, dass Arbeitsmittel in gemeinschaftlich verwendbare Mittel verwandelt werden. Die Produktion wird zu einer kombinierten gesellschaftlichen Arbeit – und damit bereitet der Kapitalismus selbst seine Abschaffung vor.
(Karl Marx, Das Kapital, Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin, 1960, S. 790).
Technik ist keine Befreiung – der Klassenkampf schon
Doch dieser Prozess vollzieht sich nicht automatisch. Die bürgerliche Ideologie reduziert ihn auf einen scheinbar neutralen Fortschritt technischer Naturbeherrschung. Dabei ignoriert sie den alltäglichen Terror, den der kapitalistische Produktionsprozess für die Arbeiterklasse bedeutet. Dieser verursacht tagtäglich ungleich größere Qualen als Naturkatastrophen oder Kriege.
(Lenin, Über das Verhältnis der Arbeiterpartei zur Religion, Werke, Band 15, Dietz Verlag Berlin, 1960, S. 408).
Atheismus, Aufklärung und revolutionäre Praxis
Schon die fortschrittlichsten Aufklärer des 18. Jahrhunderts strebten im Zuge der technischen Naturbeherrschung eine atheistische Weltanschauung an – doch der Marxismus-Leninismus geht weiter. Er erkennt die Überwindung der Lohnarbeit als entscheidenden Schritt hin zu einer befreiten Gesellschaft. Daraus ergibt sich die klare und unumstößliche Parole von Marx:
Nieder mit dem Lohnsystem
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