
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert vollzieht sich im Kapitalismus ein tiefgreifender Wandel. Die Phase der freien Konkurrenz endet, das Industriekapital tritt zurück, das Finanzkapital übernimmt die Herrschaft. Mit dem Siegeszug des Monopolkapitals verschärft sich auch der ideologische Überbau. Die Bourgeoisie verabschiedet sich offen von ihrem früheren Freiheitsideal und schlägt einen Kurs ein, der auf Herrschaft, Krieg und Ausbeutung ausgerichtet ist.

Von Heinz Ahlreip
20. Oktober 2024 |
Diese Entwicklung spiegelt sich in der Rehabilitierung reaktionärster Denkmuster wider. Besonders auffällig: die ideologische Hochrüstung durch die Werke Friedrich Nietzsches. Während Rousseau als Symbol des bürgerlichen Humanismus und der Revolution von 1789 zunehmend diffamiert wird, avanciert Nietzsche zum Hausphilosophen des sich radikalisierenden Imperialismus.
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Nietzsche – Sprachrohr des Herrenmenschen
Nietzsche predigt die Herrschaft der Starken über die Schwachen, erklärt Mitleid zum Zeichen von Schwäche und Moral zur Fessel. Damit liefert er die ideologische Rechtfertigung für das, was Franz Mehring treffend als „Philosophie des Kapitalismus“ bezeichnete. In der Praxis bedeutet das: Recht des Stärkeren, Kriegsverherrlichung, Verachtung des Volkes – eine offene Kampfansage an jeden Gedanken von Gleichheit und Brüderlichkeit.
Kant erkannte einst, wie Rousseau ihn aus seiner aristokratischen Überheblichkeit riss. Nietzsche hingegen trampelt auf Rousseaus Ideen wie ein Berserker herum, verhöhnt die Revolution von 1789 und ruft zur Vernichtung jeglicher Moral auf. Es ist kein Zufall, dass der imperialistische Kulturapparat genau diesen Philosophen wiederentdeckt hat.
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Die Barbarei marschiert: Ideologische Kriegsvorbereitung
Im Vorfeld imperialistischer Kriege wird nicht nur militärisch aufgerüstet – auch kulturell wird das Terrain bereitet. Die „Zerstörung der Vernunft“, wie Georg Lukács das nannte, schreitet voran: Oberflächliche Unterhaltung, stumpfsinniger Quizkitsch, körperfixierte Selbstoptimierung – das ist das Gift, das die Arbeiterklasse entwaffnen soll. Es geht darum, dialektisches Denken zu verhindern, politische Klarheit zu zerstören und aus kämpfenden Menschen konsumierende, verängstigte Untertanen zu machen.
Diese Strategie ist nicht neu. Schon Marx schrieb im Nachwort zur zweiten Auflage des Kapital, dass der theoretische Sinn der Bourgeoisie verloren gegangen sei – dieser sei jedoch in der Arbeiterklasse neu erwacht. Heute ist dieser Gedanke aktueller denn je.
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Klassenkampf im Alltag – nicht am Wahltag!
Während alle bürgerlichen Parteien heute unter dem Banner „Wille zur Macht“ antanzen, verschleiern sie damit ihre reaktionäre Politik. Hinter der Fassade eines angeblichen Mitspracherechts wird der bürgerliche Staat in Stellung gebracht gegen jede echte Volkssouveränität. Die Forderungen von 1789 – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – sind für sie nur noch leere Hülsen. Wer diese Parolen ernst nimmt, muss den Feind dort suchen, wo er steht: im Herzen der kapitalistischen Produktionsverhältnisse.
Die größte Brutalität herrscht nicht an den Außengrenzen, sondern in den Betrieben, in den Jobcentern, in der tagtäglichen Erniedrigung und Auspressung der Lohnabhängigen.
Wer dort wegsieht, betreibt nicht nur Schönfärberei, sondern Kollaboration.
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Die Zukunft gehört dem Proletariat – nicht dem Philosophen der Bestie
Der Kampf steht an: Diktatur des Proletariats oder Diktatur der Bourgeoisie! Der Imperialismus ist nicht reformierbar – er muss gestürzt werden. Mit Nietzsche als ihrem ideologischen Bannerträger hat sich die Bourgeoisie endgültig von der Menschlichkeit verabschiedet. Es ist an der Arbeiterklasse, diesem Spuk ein Ende zu bereiten.
Franz Mehring hat es gesagt, Karl Löwith bestätigt, Robespierre würde es unterstreichen: Nietzsche ist der Feind. Tod dem „Philosophen der blonden Bestie“ – und Sieg der Arbeiterklasse, die als einzige die Kraft und das Recht hat, Geschichte zu machen.
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