Die Bilderberger in Lissabon

Proteste gegen die Bilderberg-Konferenz im österreichischen Telfs I Photo: Scan von YouTube

Die Bilderberger haben sich vom 18. bis 22. Mai ein paar schöne Tage im Luxushotel Pestana Palace in Lissabon gegönnt. Hätte ich das rechtzeitig gewusst, wäre ich vielleicht mal rübergefahren nach Lissabon, um mich als Paparazzi zu betätigen.

Zu gern hätte ich einen Blick auf einige der 130 «Masters of the World» geworfen, wie den Pfizer-CEO Albert Bourla, den NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg oder den fast 100-jährigen Henry Kissinger.

Aber Geheimniskrämerei war auch beim 69. «Hinterzimmer-Treffen» angesagt. Kurz vor Beginn der «Konferenz» war die Bilderberg-Website noch auf dem Stand von 2022, die Teilnehmerliste wurde in letzter Minute veröffentlicht.

Und natürlich herrschte volles Polizeiaufgebot rund ums Pestana Palace. Normale Gäste wurden umgebucht. Darüber berichtete der spanische TV-Sender RTVE in einem völlig unkritischen Beitrag. Andere Mainstream-Meldungen zum Thema waren nicht zu finden.

Das Bilderberg-Treffen ist seit 1954 eine exklusive Zusammenkunft und findet einmal jährlich statt – ganz ohne Öffentlichkeit. Eingeladen werden Präsidenten, Regierungschefs, hochrangige Politiker, Adlige, Medientycoone, Wirtschaftsbosse, Bankiers, Geheimdienstchefs oder NATO-Generalsekretäre.

Den Bilderbergern wird nachgesagt, dass sie nach einer neuen Weltordnung streben. Offiziell wird dagegen behauptet, man wolle «den Dialog zwischen Europa und Nordamerika fördern».

«Dank des privaten Charakters des Treffens nehmen die Teilnehmer als Einzelpersonen und nicht in offizieller Funktion teil. Daher sind sie nicht an die Konventionen ihres Amtes oder an vorher vereinbarte Positionen gebunden. So können sie sich Zeit nehmen, um zuzuhören, nachzudenken und Erkenntnisse zu sammeln.»

Warum werden die Teilnehmer auf der Liste dann mit ihren Funktionen benannt? Und warum schweigt der Mainstream so beharrlich?

Früher galt: «Journalisten sind ausgeschlossen, um ein Höchstmass an Offenheit und Dialog zu fördern.» Zwar seien einzelne Journalisten schon eingeladen worden, aber ohne Erlaubnis, etwas über diese «Konferenzen» zu publizieren.

Heute wird betont, dass die Treffen nach der «Chatham-House-Regel» abgehalten werden. Diese besagt, dass «die Teilnehmer die erhaltenen Informationen frei verwenden können, dass aber weder die Identität noch die Zugehörigkeit des/der Redner(s) oder eines anderen Teilnehmers preisgegeben werden darf».

«Die Nichtberichterstattung ist ein journalistisches Armutszeugnis», konstatiert Marcus Klöckner in den NachDenkSeiten. Es grenze geradezu an Absurdität, wenn Journalisten ein «Ereignis» wie die Bilderberg-Konferenz als journalistisch «irrelevant» einordneten.

«Wenn die Weltelite vier Tage unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu politisch und gesellschaftlich hochrelevanten Themen wie etwa Künstliche Intelligenz, Bankensystem, transnationale Bedrohungen, Russland, Ukraine, Energiewende usw. konferiert, dann hat das ein Thema für Journalisten zu sein. Wer das anders sieht, hat seinen Beruf nicht verstanden.»

Guido Grandt, der 2009 einen Film über die Schattenregierung der Bilderberger publizierte, hat dagegen eine klare Meinung:

«Ein einziger Weltstaat. Eine totalitäre Weltregierung. Ein globales Volk. Kontrolliert von einer Elite. Dieses Horror-Szenario beschreibt Aldous Huxley schon 1932 in seinem Roman ‹Schöne Neue Welt›. Was aber, wenn das längst keine Fiktion mehr ist? Wenn diese ‹Schöne Neue Welt› bereits im Entstehen ist? Wenn die Mächtigsten dieser Erde bereits eine Regierung bilden, die über unsere Zukunft bestimmt?»

Das Schicksal der Menschheit erfülle sich nicht zufällig, sagt Grandt. Kriege, Revolutionen, Wirtschaftskrisen und Finanzcrashs – nichts in der Welt geschehe einfach so. Denn ein Teil der Weltgeschichte werde nicht geschrieben, sondern bestimmt.

Grandt ist überzeugt, dass die wichtigsten Ereignisse der beiden letzten Jahrhunderte vorausgeplant waren. Manipuliert von den mächtigsten und einflussreichsten Persönlichkeiten dieser Erde: der «Geheimen Weltregierung».

Eine amüsante Anekdote fand ich bei meiner Suche im Netz auch. So stellte eine kluge Bürgerin dem deutschen Politiker Anton Hofreiter (Bündnis 90/Die Grünen) auf der Website Abgeordnetenwatch.de, die «durch Transparenz Vertrauen schaffen will», diese berechtigten Fragen:

«Guten Tag Herr Hofreiter, soeben habe ich mitbekommen, dass Sie an der diesjährigen Bilderberg-Konferenz teilnehmen (…). Können Sie mir freundlicherweise mitteilen, ob diese Reise nach Lissabon als privat oder als ‹geschäftlich› gilt? Falls die Reise ‹geschäftlicher› Natur sein sollte, würde es mich interessieren, wer die Kosten dafür trägt (…).»

Mit solchen Fragen könnten Bürger auch alle anderen hochrangigen Politiker beglücken, die so zahlreich in Lissabon vertreten waren. Und wer wohl die Reisekosten von Josep Borrell zahlt, dem Vizepräsidenten der EU-Kommission? Oder die der Präsidentin des Europäischen Parlaments Roberta Metsola?

Übrigens hat eine aufmerksame EU-Abgeordnete schon im Dezember 2020 eine parlamentarische Anfrage zu Eliteclubs wie den Bilderbergern oder dem Weltwirtschaftsforum gestellt.

Unter anderem wollte sie wissen, wie die EU-Kommission den Einfluss solcher Gruppen auf die Gesellschaft einschätze, und ob es persönliche Überschneidungen oder sogar eine gezielte Zusammenarbeit gebe.

Auch interessierte es sie, ob die Kommission ihre politische Gestaltungshoheit oder die der Mitgliedstaaten durch solche Gruppen gefährdet sehe, speziell unter dem Gesichtspunkt, dass die Kommission die Interessen der Bürger vertreten müsste.

Ursula von der Leyen, die im Stiftungsrat des WEF sitzt und gern gesehener Gast bei den Bilderbergern ist, antwortete:

«Die Kommission ist unabhängig (…) die von der Frau Abgeordneten angesprochene Problematik stellt sich deshalb aus Sicht der Kommission nicht. (…) Die Kommission sieht es nicht als ihre Aufgabe an, Organisationen und deren Einfluss auf die Gesellschaft zu bewerten.»

Wenn man solche ausweichenden Antworten erhält, braucht man sich eigentlich nicht die Mühe machen, eine Anfrage zu formulieren. Aber immerhin wissen wir jetzt, wie Unabhängigkeit aussieht.

Während sich die vermeintliche Elite im Pestana Palace Hotel im Geheimen über unsere Zukunft austauschte, wurde in Lissabon übrigens gegen die Bilderberger und die totalitären Entwicklungen in der Welt demonstriert. Hier einige Fotos, die mir Luís María Pardo von der Menschenrechtsvereinigung Liberum zugeschickt hat, der mit anderen spanischen Mitstreitern vor Ort war.

 

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