18. Juni 1882: Geburtstag Dimitroffs

Genosse Stalin und Genosse Dimitroff 1936 | Photo: Videoscan YouTube

Kämpfer und Theoretiker

Am 18. Juni 1882 wurde Genosse Georgi Dimitroff im rumänischen Kowatschewzi geboren. Weltweit bekannt wurde sein Name durch seine brillante Analyse des Faschismus. Doch Dimitroff war mehr als ein Theoretiker. Seine Erkenntnisse verbanden die innenpolitische Natur des Faschismus mit dessen außenpolitischer Entfesselung im imperialistischen Krieg. Für ihn war der Krieg nichts anderes als Faschismus in Aktion auf internationaler Bühne.

 

Heinz Ahlreip 

 

Von Heinz Ahlreip 
18. Juni 2025 |

 

 

Dimitroff vereinte marxistisch-leninistische Theorie mit revolutionärem Handeln – stets ausgerichtet auf den Klassenkampf.

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Der Leipziger Prozess – vom Angeklagten zum Ankläger

Im Reichstagsbrandprozess vom 9. März 1933 verwandelte sich Dimitroff, als Angeklagter vor das faschistische Gericht gestellt, in dessen Ankläger. Seine berühmte Definition des Faschismus ging in die Geschichte ein:

Der Faschismus ist die offen terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.“

Er entlarvte die Herrschaft der Bourgeoisie als offenen Terror gegen Demokratie und die politischen Rechte der Massen. Von 1935 bis 1943 war er Generalsekretär der Kommunistischen Internationale und prägte die Strategie des antifaschistischen Kampfes durch Einheits- und Volksfront.

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Antifaschistischer Aufstand und politische Verfolgung

Bereits im Herbst 1923 beteiligte sich Dimitroff am ersten antifaschistischen Aufstand Bulgariens – dem sogenannten Septemberaufstand. Diesem vorausgegangen war eine intensive theoretische Auseinandersetzung mit dem Faschismus, den Dimitroff konsequent als Klassenphänomen analysierte – im Gegensatz zu bürgerlichen Ideologen, die ihn verharmlosend als klassenneutral darstellten.

Dimitroff kämpfte seit jungen Jahren für den Kommunismus. Ab 1909 leitete er die bulgarische Gewerkschaftsbewegung. 1902 trat er der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Bulgariens bei, ab 1903 gehörte er deren linkem Flügel an. 1919 war er Mitbegründer der Kommunistischen Partei Bulgariens. Aufgrund seiner Beteiligung am Septemberaufstand wurde gegen ihn die Todesstrafe verhängt – er musste fliehen.

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Der Reichstagsbrand und seine politische Wirkung

Am 9. März 1933 wurde Dimitroff in Berlin verhaftet – unter der falschen Anschuldigung, am Reichstagsbrand beteiligt gewesen zu sein. Der sogenannte Hellseher Erik Jan Hanussen, der Hitler beim Training seiner Gesten unterstützt hatte, bekam durch Zufall Wind von der Planung des Reichstagsbrandes durch die Nazis. Er machte Andeutungen, sprach öffentlich von einem großen Feuer in Berlin – und wurde am 25. März 1935 ermordet.

Dimitroff jedoch ließ sich nicht einschüchtern. Im Prozess entlarvte er das perfide Spiel der Nazis – den Versuch, Täter und Opfer zu vertauschen. Aus aller Welt ertönte die Losung: Hoch die internationale Solidarität! Der Kommunist musste aus den Klauen der Barbarei befreit werden – und wurde es.

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Internationale Führungsrolle

Nach seiner Freilassung widmete sich Dimitroff verstärkt der antifaschistischen Aufklärungsarbeit. Auf dem VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale im Jahr 1935 setzte er die korrekte Massenlinie durch: Aufbau einer breiten Front des antifaschistischen und des Antikriegskampfes. Der Faschismus sei zwar in erster Linie eine Gefahr für die Arbeiterklasse, richte sich aber ebenso gegen alle fortschrittlichen Kräfte.

Von 1935 bis 1943 führte er die Internationale als Generalsekretär. Danach wurde er Kopf der Vaterländischen Front in Bulgarien und von 1946 bis 1949 Ministerpräsident des Landes.

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Philosophische und politische Entwicklung

Dimitroffs geistige Entwicklung begann nicht mit den Klassikern des Marxismus. Zunächst las er bulgarische und russische Demokraten, etwa Alexander Herzen, Dobroljubow und Tschernyschewski – Letzteren lobte auch Lenin wiederholt. Später studierte Dimitroff intensiv Marx, Engels, Lenin, Stalin und Plechanow. Auch Werke antiker Philosophen und bürgerlicher Klassiker wie Descartes, Kant, Hegel und Feuerbach zählten zu seinem Lektürestoff.

Besonders prägte ihn der bulgarische Marxist Dimitar Blagoew – Gründer der sozialdemokratischen Partei Bulgariens und Übersetzer des ersten Bands des Kapitals ins Rumänische im Jahr 1905. Im selben Jahr veröffentlichte Lenin seine wegweisende Parteischrift Was tun?. Der Titel war kein Zufall: Was tun? war auch der Name eines sozialkritischen Romans von Nikolai Tschernyschewski – ein Werk, das Generationen revolutionärer Denker beeinflusste und auch auf Dimitroffs Entwicklung nicht ohne Wirkung blieb.


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Über Heinz Ahlreip 150 Artikel
Heinz Ahlreip, geb. am 28. Februar 1952 in Hildesheim. Von 1975 bis 1983 Studium in den Fächern Philosophie und Politik an der Leibniz Universität Hannover, Magisterabschluss mit der Arbeit »Die Dialektik der absoluten Freiheit in Hegels Phänomenologie des Geistes«. Forschungschwerpunkte: Französische Aufklärung, Jakobinismus, Französische Revolution, die politische Philosophie Kants und Hegels, Befreiungskriege gegen Napoleon, Marxismus-Leninismus, Oktoberrevolution, die Kontroverse Stalin – Trotzki über den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, die Epoche Stalins, insbesondere Stachanowbewegung und Moskauer Prozesse.

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