Kolumne: Der Stahl für den Krieg – und das Ende der Arbeiterklasse

Während Hochöfen stillgelegt und Werke geschlossen werden, wächst die Kriegsproduktion im Schatten verlassener Industrieanlagen. Das Bild zeigt die gespenstische Leere der entwerteten Arbeit – ein Sinnbild für die systematische Zerstörung der zivilen Produktionsbasis zugunsten der imperialistischen Aufrüstung. | Photo: © DerRevolutionär (KI generiert)

Deindustrialisierung als politische Strategie

Ich sehe, wie die deutsche Bourgeoisie von „Transformation“ spricht, während sie in Wahrheit die systematische Zerstörung betreibt. Ganze Industriezweige werden ausgelagert, entkernt oder durch scheinökologische Auflagen stranguliert. Besonders trifft es die Stahlindustrie – einst das Rückgrat des industriellen Proletariats, heute das nächste Opfer einer abgewichsten Klassenpolitik. Eine aktuelle Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) warnt vor jährlichen Verlusten von bis zu 50 Milliarden Euro, sollte die Stahlproduktion ins Ausland verlagert werden. Das ist kein Unfall, das ist Programm.

 

 

Was ich noch sagen wollte

Eine Kolumne von Heinrich Schreiber
Mittwoch, 12. November 2025 |

 

Der bürgerliche Staat bereitet keinen Frieden vor. Er rüstet für den Krieg. Während für Bildung, Gesundheit und Rente gestrichen wird, steigen die Rüstungsausgaben ungebremst.

Allein 2025 wurden 26,5 Milliarden Euro für neue Rüstungsaufträge freigegeben: neue Panzer, neue Uniformen, neue Logistiksysteme. Gleichzeitig schließen Werke in Duisburg, Salzgitter, Dillingen oder Eisenhüttenstadt. Man will uns weismachen, das eine habe mit dem anderen nichts zu tun. Ich sage: Die Deindustrialisierung ist selbst Teil der Kriegsvorbereitung. Ohne starke Arbeiterklasse kein Sozialstaat, ohne soziale Sicherheiten keine Opposition.

Stahlindustrie im Dienste des Imperialismus

Die Regierung redet von „grünem Stahl“ und „klimaneutraler Produktion“. In Wirklichkeit wird die Stahlproduktion umfunktioniert – nicht zu einem Werkzeug für den sozialen Fortschritt, sondern zu einem Instrument des imperialistischen Krieges. Ich sehe, wie Konzerne wie ThyssenKrupp, Salzgitter AG und Saarstahl tief in die militärischen Lieferketten integriert sind: Panzerplatten, Schiffsrümpfe, Raketenhüllen, Spezialstähle für Turbinen und Waffenlaufrohre.

Dillinger liefert Stahl für Leopard-2-Panzer, Salzgitter rüstet Airbus Defence and Space aus. ThyssenKrupp ist nicht nur Produzent, sondern mit „Marine Systems“ aktiv beteiligt an der Zerstörung. Ich erkenne hier keine Friedensstrategie, sondern die Optimierung des Tötens. Noch Fragen?

Ein Land ohne Produktionsbasis – aber mit Militärhaushalt

Die deutsche Bourgeoisie lässt die eigene Industrie verrotten, solange der NATO-Kurs stimmt. Die Bänder stehen still, aber der Waffenetat bläht sich auf – bald über 80 Milliarden Euro jährlich. Ich frage mich: Was soll ein Land ohne Hochöfen mit noch mehr Raketen? Die Antwort liegt auf der Hand: Die Versorgung der Bevölkerung hat keine Priorität mehr. Was zählt, ist die Rolle im westlichen Kriegsbündnis.

Die kapitalistische Klasse braucht keine Stahlarbeiter mehr, sondern IT-Techniker für Waffensysteme. Ich sehe klar: Diese Transformation ist keine soziale, sondern eine militärische.

Klassenkampf statt Standortpatriotismus

Ich höre die Gewerkschaften von Arbeitsplatzsicherung reden, von Standorttreue. Doch sie verteidigen nicht die Arbeiter, sondern die Wettbewerbsfähigkeit der Konzerne. Die Kollegen in der Stahlindustrie wissen es oft besser als ihre Funktionäre: Sie kämpfen nicht nur um Lohn und Brot, sondern gegen ihre Entwertung und Entwaffnung.

Ich mache keinen Hehl daraus: Der Feind steht nicht in China, nicht in den USA, sondern in Berlin, Essen, Wolfsburg, Brüssel. In den Vorstandsetagen und Kabinetten, die diesen Kurs mittragen.

Der Kapitalismus braucht heute keine Reformen, sondern Kontrolle, Disziplin, Aufrüstung. Deindustrialisierung ist kein Nebenprodukt, sondern Teil der Strategie. Ich sage es deutlich: Wer das eine kritisiert, muss das andere angreifen.

Das bedeutet für uns Kommunisten

Die Bourgeoisie gießt Stahl nicht mehr für Brücken oder Bahntrassen, sondern für Panzer und Raketen. Ich sehe, wie aus dem Material der Arbeit das Material des Krieges wird.

Doch die eigentliche Katastrophe liegt nicht allein in der Politik der Herrschenden – sondern im Fehlen einer revolutionären Kraft, die diesem System etwas entgegensetzt.

Es ist längst an der Zeit, dass Marxisten-Leninisten mit der Illusion brechen, man könne durch Artikel und Empörung etwas bewegen, ohne organisatorische Konsequenzen zu ziehen.

In meinem Buch »Mitgefühl oder Klassenkampf« schrieb ich:
Ohne revolutionäre Partei – keine Revolution.
Das bleibt der zentrale Punkt.

Die herrschende Klasse bereitet den Krieg vor, die bürgerliche Demokratie wird abgebaut, die Umverteilung von unten nach oben beschleunigt sich. Und viele, die sich Kommunisten nennen, begnügen sich damit, die AfD zu kritisieren – als wäre das System ohne sie harmlos.

Was wir brauchen, ist eine wahre, kämpferische kommunistische Arbeiterpartei bolschewistischer Ausrichtung. Keine Tarnorganisation für Salonlinke, keine Plattform für bürgerliche Identitätspolitik. Wer frauenfeindlich gendert, hat in einer solchen Partei nichts verloren. Wer statt Klassenstandpunkt modischen Moralismus pflegt, ebenso wenig.

Der Aufbau einer revolutionären Partei ist nicht länger eine theoretische Debatte. Er ist eine historische Notwendigkeit.

Nicht Deindustrialisierung oder Klassenkampf – sondern: Partei oder Untergang.

Daher in diesem Sinne und nicht vergessen:

Hoch die Faust und mutig vorwärts
dieser Staat muss zertrümmert werden

Euer 
Heinrich Schreiber

 

 

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Über Heinrich Schreiber 252 Artikel
Als inzwischen „Best Ager", ist die berufliche Vita schon etwas umfangreicher. Gelernter Photokaufmann, tätig als Werkzeug- und Kopierschleifer im Einzelakkord, aber auch viele Jahre als selbständig tätiger  Wirtschaftsberater waren Heinrich's beruflichen Herausforderungen. Bereits im Alter von 13 Jahren ist Heinrich mit Polizeigewalt bei einer Demonstration in der Kieler Innenstadt in Berührung gekommen. Hintergrund war der Schahbesuch 1967 in Berlin und die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch die Berliner Polizei. Das hat ihn sehr früh politisiert und seine zukünftigen Aktivitäten als Jugendvertreter und in der Gewerkschaftsjugend, in der Roten Garde Kiel/ML und später KPD/ML waren daraufhin logische Konsequenz. Heinrich ist Vater von vier erwachsenen Kindern und begleitet das politische Geschehen mit Berichten und Kommentaren aus marxistisch-leninistischer Sicht.

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