Millionen Millionäre – Klassenherrschaft in Zahlen

In Deutschland besitzen 10 Prozent der Bevölkerung mehr als 50 Prozent des gesamten Nettovermögens. 16 Prozent der Menschen in Deutschland leben unterhalb der Armutsgrenze. Wo ist da eine Gerechtigkeit? | Photo: Videoscan YouTube

Reichtum wächst – der Widerspruch auch

Während Millionen Menschen weltweit unter steigenden Lebenshaltungskosten, stagnierenden Löhnen und sozialem Kahlschlag leiden, wächst eine andere Gruppe stetig an: die der Millionäre. Über 23 Millionen Menschen verfügen inzwischen über ein Vermögen von mindestens einer Million US-Dollar. Diese Zahl ist nicht nur Ausdruck wirtschaftlicher Ungleichheit – sie ist das direkte Ergebnis eines Systems, das Reichtum konzentriert, statt ihn zu verteilen.

 

Von Heinrich Schreiber
16. Juni 2025 | 

In den USA konzentrieren sich die Spitzenvermögen – neun der zehn reichsten Menschen weltweit stammen von dort. Aber auch Deutschland spielt im globalen Reichtumsspiel ganz vorne mit: Über 1,6 Millionen Deutsche zählen inzwischen zur Klasse der Dollar-Millionäre. Je nach Berechnung liegt der tatsächliche Wert sogar deutlich höher.

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Inflation als statistischer Trick

Ein Teil dieses Zuwachses erklärt sich aus der Geldentwertung. Was früher als „reich“ galt, ist heute oft nur noch statistische Fassade. Eine Million Euro 1999 ist heute nicht einmal mehr 700.000 Euro wert. Doch der eigentliche Skandal liegt tiefer: Nicht die Inflation erzeugt Millionäre, sondern das kapitalistische System, das auf Ausbeutung, Profitakkumulation und Erbschaften basiert.

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Profit, Spekulation, Erbschaft – so wird man reich

Die überwältigende Mehrheit der Millionäre verdankt ihr Vermögen weder harter Arbeit noch unternehmerischem Wagemut, sondern dem Zugriff auf Produktionsmittel, Börsengewinne oder Erbschaften. Gerade Letztere sind in Deutschland zur Hauptquelle von Reichtum geworden. Jährlich werden hunderte Milliarden Euro steuerbegünstigt übertragen – ein riesiger Vermögensberg wechselt den Besitzer, ohne dass auch nur ein Finger dafür gerührt werden musste.

Das ist keine Fehlentwicklung, sondern der Normalzustand in einem System, das Besitz schützt und Arbeit entwertet. Während ein durchschnittlicher Arbeiter über 300 Jahre sparen müsste, um eine Million anzuhäufen, steigen Unternehmer und Kapitalerben mühelos in die Oberschicht auf.

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Leistung? Ein Märchen

Die bürgerliche Ideologie erzählt gerne vom Tellerwäscher, der es zum Millionär schafft. Doch in der Realität bleiben solche Fälle extreme Ausnahmen. Die große Mehrheit der Reichen wurde reich, weil sie bereits Zugang zu Kapital hatte – durch Herkunft, Beziehungen oder gezielte Förderung durch das System. Je höher das Vermögen, desto geringer der Anteil selbst erbrachter Leistung daran.

Stattdessen wächst der Anteil jener, die von Kapital- und Mieteinnahmen leben. Arbeit spielt für sie keine Rolle mehr – außer als Mittel, andere für sich arbeiten zu lassen.

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Kapitalismus produziert Reichtum – aber nur für wenige

Die wachsende Zahl an Millionären ist kein Zeichen des gesellschaftlichen Fortschritts, sondern Ausdruck eines immer tiefer werdenden Klassenwiderspruchs. Während unten gekürzt, gespart und verzichtet wird, häufen sich oben die Vermögen. Diese Ungleichheit ist kein bedauerlicher Nebeneffekt, sondern Strukturprinzip des Kapitalismus.

Millionäre sind keine Ausnahmeerscheinung, sondern Funktionsträger eines Systems, das Reichtum für wenige und Armut für viele produziert.

Die Frage ist daher nicht, wie man selbst Millionär wird – sondern wie lange wir es uns noch leisten wollen, in einem System zu leben, das solche Ungleichheit produziert.

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Fazit:
Die Reichen werden reicher, nicht weil sie mehr leisten, sondern weil das System es ihnen erlaubt – auf Kosten der Mehrheit. Der Kampf um soziale Gerechtigkeit kann deshalb nur ein Kampf gegen das kapitalistische System sein. Wer echte Gleichheit will, muss mit dem Privateigentum an Produktionsmitteln brechen – alles andere ist Illusion.


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Über Heinrich Schreiber 212 Artikel
Als inzwischen „Best Ager", ist die berufliche Vita schon etwas umfangreicher. Gelernter Photokaufmann, tätig als Werkzeug- und Kopierschleifer im Einzelakkord, aber auch viele Jahre als selbständig tätiger  Wirtschaftsberater waren Heinrich's beruflichen Herausforderungen. Bereits im Alter von 13 Jahren ist Heinrich mit Polizeigewalt bei einer Demonstration in der Kieler Innenstadt in Berührung gekommen. Hintergrund war der Schahbesuch 1967 in Berlin und die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch die Berliner Polizei. Das hat ihn sehr früh politisiert und seine zukünftigen Aktivitäten als Jugendvertreter und in der Gewerkschaftsjugend, in der Roten Garde Kiel/ML und später KPD/ML waren daraufhin logische Konsequenz. Heinrich ist Vater von vier erwachsenen Kindern und begleitet das politische Geschehen mit Berichten und Kommentaren aus marxistisch-leninistischer Sicht.

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