
Reichtum wächst – der Widerspruch auch
Während Millionen Menschen weltweit unter steigenden Lebenshaltungskosten, stagnierenden Löhnen und sozialem Kahlschlag leiden, wächst eine andere Gruppe stetig an: die der Millionäre. Über 23 Millionen Menschen verfügen inzwischen über ein Vermögen von mindestens einer Million US-Dollar. Diese Zahl ist nicht nur Ausdruck wirtschaftlicher Ungleichheit – sie ist das direkte Ergebnis eines Systems, das Reichtum konzentriert, statt ihn zu verteilen.
Von Heinrich Schreiber
16. Juni 2025 |
In den USA konzentrieren sich die Spitzenvermögen – neun der zehn reichsten Menschen weltweit stammen von dort. Aber auch Deutschland spielt im globalen Reichtumsspiel ganz vorne mit: Über 1,6 Millionen Deutsche zählen inzwischen zur Klasse der Dollar-Millionäre. Je nach Berechnung liegt der tatsächliche Wert sogar deutlich höher.
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Inflation als statistischer Trick
Ein Teil dieses Zuwachses erklärt sich aus der Geldentwertung. Was früher als „reich“ galt, ist heute oft nur noch statistische Fassade. Eine Million Euro 1999 ist heute nicht einmal mehr 700.000 Euro wert. Doch der eigentliche Skandal liegt tiefer: Nicht die Inflation erzeugt Millionäre, sondern das kapitalistische System, das auf Ausbeutung, Profitakkumulation und Erbschaften basiert.
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Profit, Spekulation, Erbschaft – so wird man reich
Die überwältigende Mehrheit der Millionäre verdankt ihr Vermögen weder harter Arbeit noch unternehmerischem Wagemut, sondern dem Zugriff auf Produktionsmittel, Börsengewinne oder Erbschaften. Gerade Letztere sind in Deutschland zur Hauptquelle von Reichtum geworden. Jährlich werden hunderte Milliarden Euro steuerbegünstigt übertragen – ein riesiger Vermögensberg wechselt den Besitzer, ohne dass auch nur ein Finger dafür gerührt werden musste.
Das ist keine Fehlentwicklung, sondern der Normalzustand in einem System, das Besitz schützt und Arbeit entwertet. Während ein durchschnittlicher Arbeiter über 300 Jahre sparen müsste, um eine Million anzuhäufen, steigen Unternehmer und Kapitalerben mühelos in die Oberschicht auf.
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Leistung? Ein Märchen
Die bürgerliche Ideologie erzählt gerne vom Tellerwäscher, der es zum Millionär schafft. Doch in der Realität bleiben solche Fälle extreme Ausnahmen. Die große Mehrheit der Reichen wurde reich, weil sie bereits Zugang zu Kapital hatte – durch Herkunft, Beziehungen oder gezielte Förderung durch das System. Je höher das Vermögen, desto geringer der Anteil selbst erbrachter Leistung daran.
Stattdessen wächst der Anteil jener, die von Kapital- und Mieteinnahmen leben. Arbeit spielt für sie keine Rolle mehr – außer als Mittel, andere für sich arbeiten zu lassen.
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Kapitalismus produziert Reichtum – aber nur für wenige
Die wachsende Zahl an Millionären ist kein Zeichen des gesellschaftlichen Fortschritts, sondern Ausdruck eines immer tiefer werdenden Klassenwiderspruchs. Während unten gekürzt, gespart und verzichtet wird, häufen sich oben die Vermögen. Diese Ungleichheit ist kein bedauerlicher Nebeneffekt, sondern Strukturprinzip des Kapitalismus.
Millionäre sind keine Ausnahmeerscheinung, sondern Funktionsträger eines Systems, das Reichtum für wenige und Armut für viele produziert.
Die Frage ist daher nicht, wie man selbst Millionär wird – sondern wie lange wir es uns noch leisten wollen, in einem System zu leben, das solche Ungleichheit produziert.
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Fazit:
Die Reichen werden reicher, nicht weil sie mehr leisten, sondern weil das System es ihnen erlaubt – auf Kosten der Mehrheit. Der Kampf um soziale Gerechtigkeit kann deshalb nur ein Kampf gegen das kapitalistische System sein. Wer echte Gleichheit will, muss mit dem Privateigentum an Produktionsmitteln brechen – alles andere ist Illusion.
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