Proteste gegen den »Veteranentag« mit Wasserwerfer, Tränengas und Abschiebung unterdrückt!

Vechta 15. Juni 2025: Pastoralreferent Daniel Richter weihte die Truppenfahne. Ohne Kommentar, mir bleibt einfach die Spucke weg (Der Redakteur). Aber wenig später flogen die Farbbeutel! | Photo: Videoscan YouTube
„Kritik nicht erwünscht“ – Massive Proteste gegen Veteranentag

Am 15. Juni 2025 demonstrierten in mehreren Städten hunderte Menschen gegen den ersten offiziellen den ersten imperialistischen Veteranentag der Bundeswehr. Die Proteste waren friedlich – doch der Staat reagierte mit Einschüchterung, Überwachung und Gewalt. Was wie eine Gedenkfeier verkauft wird, entpuppt sich als autoritärer Tabubruch: Kritik am Militär soll offenbar nicht mehr geduldet werden.

Berlin, Bad Vilbel, Schwerin, Hamburg, Leipzig, Vechta, Wuppertal – am 15. Juni 2025 war es in ganz Deutschland zu spüren: Die sogenannte „Zeitenwende“ ist nicht nur ein strategisches Rüstungsprogramm. Sie ist ein gesellschaftlicher Umbau. Und wer sich ihm in den Weg stellt, muss mit Konsequenzen rechnen.

Erstmals wurde an diesem Sonntag der neue „Veteranentag“ begangen – offiziell als Zeichen der Dankbarkeit gegenüber ehemaligen Bundeswehrsoldaten. Inszeniert wurde das Ereignis mit militärischem Zeremoniell, Pathos und großem medialem Aufwand. Doch die öffentliche Einigkeit war brüchig. Hunderte Menschen gingen auf die Straße, um gegen die Militarisierung des öffentlichen Raumes zu protestieren. Ihre Botschaft: Krieg ist kein Dienst. Uniform verdient keinen Applaus. Und wer dankt, muss auch fragen. Die Antwort des Staates fiel hart aus: Massive Polizeipräsenz, Festnahmen, Einschüchterungen. In Bad Vilbel griffen Bundeswehrsoldaten selbst in die Proteste ein. Und während im Fernsehen Bundespräsident Steinmeier salbungsvolle Worte sprach, war von der massiven Kritik kaum eine Silbe zu hören.

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Widerstand gegen Militarismus – von Berlin bis Schwerin

In Berlin begannen die Proteste am Vormittag. Rund 400 Menschen versammelten sich vor dem Bundestag. Sie legten sich im Rahmen eines „Die-ins“ auf den Boden – ein symbolischer Protest, der die zivilen Toten deutscher Auslandseinsätze darstellen sollte. Transparente trugen Aufschriften wie Kein Ruhm dem Krieg oder „Die Bundeswehr schützt nicht – sie kämpft. Die Polizei sperrte das Gebiet weiträumig ab, mehrere Teilnehmende wurden laut Augenzeugen mehrfach kontrolliert und fotografiert. Einzelne Versuche, das Geschehen zu dokumentieren, wurden gezielt gestört. Einige Journalistinnen berichten, man habe sie bewusst in Sichtachsen der Kameras gedrängt – um Bilder zu vermeiden, die das staatliche Gedenken stören könnten.  

In Berlin protestierte am Sonntag ein antimilitaristisches linkes Bündnis gegen den Veteranentag. | Foto: Young Struggle Berlin.
Jugendliche wollten auf „das sinnlose Abschlachten von abertausenden Jugendlichen“ aufmerksam machen. Kurze Zeit später schritt die Polizei ein und führte die Aktivisten ab. | Foto: Young Struggle Berlin.

Bereits am Vormittag demonstrierten rund 200 Menschen unter dem Motto Veteranen gegen Krieg vor dem Reichstag. Am Nachmittag folgten etwa 400 Teilnehmer mit dem Slogan Wir feiern eure Kriege nicht. Die Bullen* verkündeten das es zehn Festnahmen gab. So seien verbotene Symbole aus der Versammlung heraus gezeigt worden, etwa die sogenannte Hirak-Faust, ein Symbol der seit Ende 2023 verbotenen Palästinenser-Organisation Samidoun.

Hier befindet sich der Demonstrationszug auf der Friedrichstraße Foto: YouTube

Trotz ab und zu kurz unterbrochenen strömenden Regens versammelten sich rund vorwiegend 80 junge Menschen in Vechta zu einer Protestkundgebung gegen den ersten sogenannten „Veteranentag“. Zeitgleich fand vor dem Zeughaus in der Zitadelle Vechta ein sogenannter „Reservistenappell“ statt, zu dem sich vorwiegend ältere Reservisten ab 40 Jahre und ehemalige Bundeswehrangehörige, begleitet von patriotischer Symbolik und Durchhalteparolen einfanden – Demonstranten machten mit Sprechchören und dem Werfen von Farbbeuteln auf sich aufmerksam. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein, kesselte Teile der Protestierenden ein und eskortierte sie später zum Bahnhof. Eine weitere Gruppe von Demonstrierenden zog mit Parolen wie Gegen die Wehrpflicht und für den Kommunismus – komm und wehr dich, es geht um dein Leben! die Aufmerksamkeit auf sich. Beim Versuch, um 11 Uhr 10 eine Brücke zu überqueren, um zur Zitadelle zu gelangen, kam es zu einem massiven Polizeieinsatz: Die Bullen* setzten gegen drei Demonstranten Pfefferspray ein, zwei Polizeihunde kamen zum Einsatz, und mindestens eine Person wurde schwer verletzt. Zahlreiche Demonstrierende wurden von der Polizei eingekesselt und später zum Bahnhof eskortiert. Auch ein Verteiler des RoterMorgen wurde gegen 14 Uhr zu den Eingekesselten gestoßen – erst als sich andere Demonstrierende einschalten, ließ die Polizei von diesem rechtswidrigen   Vorhaben ab. Eine weitere Gruppe rief zu einer „Kundgebung zum Frieden“ auf, die von den Bullen aufgelöst wurde.

Zu den Parolen gehörten zum Beispiel: Ehe, Küche, Vaterland – unsere Antwort WiderstandKrieg kennt nur 2 Geschlechter, wir sind mehr. Nicht unser Krieg, nicht unser Militär – Feuer und Flamme der Bundeswehr. Die Protestveranstaltung in Vechta war einseitig pazifistisch ausgerichtet. Es gibt für die dort anwesenden Demonstranten keine gerechten Kriege.  Sie wollen von der Bundeswehr weglaufen und das faschistische Offizierskorps am Leben lassen.  In Hannover hatte sich die Interventionistische Linke (IL) bei einem Vorbereitungstreffen gegen die Idee einer Volksbefreiungsarmee ausgesprochen. Dreht die Gewehre um, das unterblieb in Vechta und das deutsche Volk blieb in der Lohnsklaverei. Eine Demonstrantin der IL gab auf der Demo zum Besten: Die Wehrmachtssoldaten hätten so viel Unheil angerichtet, dass für 200 Jahre kein Gewehr mehr in die Hand genommen werden darf. Da ist Unfug!

15 Personen dieser friedlichen „Kundgebung zu Frieden“ in der Nähe der Zitadelle von Vechta wurden festgesetzt, und gegen sie Verfahren wegen versammlungsrechtlicher Verstöße eingeleitet. | Foto: YouTube (Ausschnitt)

In Bad Vilbel, wo die zentrale Militärzeremonie mit Ehrenformation und Musikchor stattfand, eskalierte die Lage: Eine kleine Gruppe von etwa 20 Aktivisten setzte sich mit Transparenten am Rand der Zeremonie nieder. Kurz darauf traten mehrere Bundeswehrsoldaten aus der Zeremonienaufstellung heraus und begannen, die Sitzblockade körperlich zu bedrängen. Sie schubsten, rissen an Bannern, drängten Protestierende von der Straße – unter den Augen der Polizei, die nicht einschritt.

Dabei gilt das strikte Verbot des Grundgesetzes: Die Bundeswehr darf nicht im Innern zur Ordnung eingesetzt werden. Dennoch dokumentieren Videoaufnahmen, wie Uniformierte gegen Zivilpersonen vorgingen – ein Vorfall mit möglicher verfassungsrechtlicher Relevanz.

Eine Protestaktion der Internationalen Jugend (IJ) hat am Sonntag, in Wuppertal Polizeieinsatz geführt. An einem Geländer in Höhe Wolkenburg wurden zwei große, blutverschmierte Puppen und ein Banner aufgehangen worden. Die stahlen das beides und ermitteln nun im sog. „Linken Spoektrum“ linken Spektrum.

Protestaktion in Wuppertal | Foto: IJ

Auch in Schwerin kam es zu Protestaktionen. Hier wählten Aktivisten die Form des „Adbusting“: Sie überklebten bundeswehrnahe Werbeplakate mit eigenen Botschaften – darunter Slogans wie Soldaten sind keine Helden oder Gedenken braucht Gewissen. Die Bullen* stellten mehrere Personen und kündigte Ermittlungen wegen „politisch motivierter Sachbeschädigung“ an. Dass derartige Aktionen als Straftat verfolgt werden, zeigt: Auch symbolischer Protest soll offenbar unterbunden werden.

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Gerechte Kriege? Ja! Aber das sind nicht unsere Kriege!

Ja, es gibt gerechte Kriege: Die Kämpfe der unterdrückten Völker gegen Kolonialismus, gegen Faschismus, gegen Ausbeutung und gegen imperialistische Besatzung. Es war gerecht, dass die Sowjetunion gegen Hitler kämpfte. Es ist gerecht, wenn sich das palästinensische Volk gegen Besatzung wehrt. Es ist gerecht, wenn Bauern und Arbeiter in aller Welt gegen Unterdrückung die Waffen erheben.

Aber die Kriege der NATO, der EU und der Bundeswehr sind ungerecht. Sie sind Kriege um Rohstoffe, Absatzmärkte, geostrategische Vormacht. Und wer als Reservist in Vechta sein Gelöbnis erneuert, Teil dieser Armee zu sein, der schwört eben nicht auf Frieden, sondern auf die Vorbereitung des nächsten Krieges der Reichen.

 

Jugend – lasst euch nicht einspannen!

Die herrschende Klasse redet von „Verantwortung“ – meint aber nur Gehorsam. Sie redet von „Kameradschaft“ – meint aber nur die Disziplin der Kaserne. Sie redet von „Beruf mit Sinn“ – meint aber nur: Marschieren, gehorchen, töten.

Wir sagen: Der einzige sinnvolle Schwur wäre der Schwur, nie die Waffe gegen die eigenen Brüder und Schwestern zu erheben – weder im Inland noch im Ausland.

Organisiert den Widerstand gegen militärische Gelöbnisse aller Art! Zeigt den Kriegsbefürwortern: Nicht alle stehen klatschend am Straßenrand! Nicht alle lassen sich blenden von Uniformen! Nehmt an den künftigen Protesten teil, bringt Transparente, Flugblätter, eure Stimmen und euren Zorn mit!

Kämpfen wir für eine Welt ohne Kriegsprofiteure!
Für den Sozialismus – gegen den imperialistischen Krieg!


Anmerkung:

* Ein Polizist wird dann zum Bullen, wenn er in angeblicher Ausübung seines Amtes mit Wort oder Tat die Interessen der herrschenden Klasse verteidigt oder wenn er anstelle der Gerichte die Feststellung einer Straftat einschließlich der unverzüglichen Bestrafung angeblicher Straftäter übernimmt. Dabei ist er seinem Gewissen gegenüber verantwortlich und nicht den Befehlen seiner Vorgesetzten.

 

 

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Information wurde entnommen:
Roter Morgen v. 17.06.25
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