
Ein Kommentar über Heuchelei, Geschichtsvergessenheit und deutsche Schuld
Was ich noch sagen wollte
Ein Kommentar von Heinrich Schreiber
22. April 2025 |
Friedrich Merz, CDU-Vorsitzender und Kanzler in spe, ereiferte sich jüngst in den Medien: Russische Raketen hätten in der ukrainischen Stadt Sumy Zivilisten getötet. Ohne jeden Beweis, ohne differenzierte Analyse sprach Merz von „Kriegsverbrechen“ und forderte härtere Konsequenzen gegen Moskau. Wie so oft, wenn es um Russland geht, überschlägt sich der Möchtegern-Kanzler in moralischer Empörung – während er gleichzeitig nach mehr Waffenlieferungen ruft und Deutschland tiefer in den Krieg hineinzieht.
Doch bevor Herr Merz weiter mit dem ausgestreckten Zeigefinger nach Osten deutet, sollte er sich die Zeit nehmen, nach Bergedorf (ein in Hamburg gelegener Stadtteil) zu fahren – auf den dortigen Friedhof. Dort liegen 652 sowjetische Kriegsgefangene begraben, darunter 550 Männer, die zwischen 1941 und 1942 im KZ Neuengamme zu Tode gehungert, an Seuchen verreckt oder gezielt ermordet wurden – von Deutschen, im Namen Deutschlands.
Die Barbarei der Wehrmacht – 550 Tote allein in einem Winter
Die Toten von Bergedorf sind keine anonyme Masse. Es sind Männer, Soldaten der Roten Armee, ausgehungert, geschunden, ohne medizinische Versorgung, zu Tode erschöpft als Arbeitssklaven für die deutsche Kriegswirtschaft. Sie starben, weil sie Sowjetmenschen waren – weil sie als „Untermenschen“ galten, als Menschenmaterial, das zu verbrauchen war.
Bereits bei ihrer Ankunft in Neuengamme waren viele der aus dem Lager Wietzendorf kommenden Gefangenen kaum noch gehfähig. Sie wurden in Glinde zur Zwangsarbeit im Kurbelwellenwerk eingesetzt – ein Beispiel von vielen, wie das deutsche Kapital direkt vom Massenmord profitierte. 104 weitere Rotarmisten starben in Betrieben rund um Bergedorf. 92 von ihnen allein im Lager Lohbrügge – binnen drei Monaten.
Was sagt Herr Merz zu diesen Gräbern? Zu diesen Verbrechen? Zu dieser deutschen Schuld, die bis heute kaum aufgearbeitet, geschweige denn bewusst erinnert wird? Nichts. Für ihn zählen offenbar nur die Toten, mit denen sich Politik machen lässt – am besten solche, die ins westliche Narrativ passen.

Vom Stacheldrahtdenkmal zum NATO-Diktat
Die Gedenkstätte in Bergedorf zeigt ein Kunstwerk von Grigori Jastrebenezki: ein gefesselter Gefangener vor Stacheldraht (siehe Beitragsbild). Dieses Bild ist ein Mahnmal gegen Faschismus und Krieg – und müsste doch auch ein Mahnmal sein gegen das Vergessen und gegen die heutige Kriegshetze, wie sie Friedrich Merz betreibt.
Stattdessen schwenkt Merz lieber NATO-Fahnen, spricht von der Notwendigkeit der „Verteidigung Europas“ und ignoriert dabei, dass Deutschland bereits zwei verheerende Feldzüge gegen Russland (bzw. UdSSR) führte – 1914 und 1941 – und jedes Mal unermessliches Leid über Millionen brachte. 27 Millionen Tote in der Sowjetunion, davon über fünf Millionen sowjetische Kriegsgefangene, die zu einem Drittel in deutscher Haft umkamen – verhungert, erschossen, an Entkräftung gestorben.
Doppelmoral und Kriegstreiberei
Wenn Merz heute von „zivilisatorischen Grenzen“ spricht, die Russland überschreite, dann offenbart er nichts als die blanke Heuchelei.
Wo war sein Entsetzen über den NATO-Krieg gegen Jugoslawien, gegen Irak, gegen Libyen? Wo seine Trauer über Kinder, die unter westlichen Bomben starben?
Die Wahrheit ist: Merz führt keinen Kampf für das Völkerrecht, sondern einen Klassenkampf von oben – im Interesse von Rheinmetall, BlackRock und der transatlantischen Bourgeoisie. Es geht ihm nicht um Menschlichkeit, sondern um Macht. Um Vorherrschaft. Um Expansion.
Die Aufgabe von uns Kommunisten: Erinnern, Anklagen, Verhindern
Die Toten von Bergedorf mahnen uns. Nicht zu Schweigen, wenn wieder gegen Russland mobilgemacht wird. Nicht zu vergessen, dass es Deutschland war, das die Sowjetunion überfiel – und nicht umgekehrt. Nicht hinzunehmen, dass heute wieder deutsche Waffen auf Russen zielen – und Männer wie Merz dies als notwendig verkaufen.
Die kommunistische Bewegung weiß: Kein ehrlicher Frieden wird möglich sein, wenn die deutsche Schuld verdrängt und die Geschichte instrumentalisiert wird. Die Gräber in Bergedorf sind kein abgeschlossenes Kapitel – sie sind ein offenes Buch. Und wir werden es immer wieder aufschlagen, wenn Heuchler wie Merz mit moralischer Überheblichkeit neue Kriege vorbereiten.
Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg – und nie wieder deutsche Waffen gen Osten.
Friedrich Merz ist nicht die Zukunft – er ist das Echo der Vergangenheit.
Daher in diesem Sinne und nicht vergessen:
Hoch die Faust und mutig vorwärts
dieser Staat muss zertrümmert werden
Euer
Heinrich Schreiber
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