
Lenin hebt im Jahr 1913 in seinem Kommentar zum Briefwechsel von Marx und Engels einen entscheidenden Punkt hervor:
“Versucht man mit einem Wort auszudrücken, was sozusagen den Brennpunkt des ganzen Briefwechsels ausmacht, jenen zentralen Punkt, in dem alle Fäden des Netzes der geäußerten und erörterten Ideen zusammenlaufen, so wird dies das Wort Dialektik sein. […]“
(Lenin, Der Briefwechsel zwischen Marx und Engels, Werke, Band 19, Dietz Verlag Berlin, 1960, S. 550)

Von Heinz Ahlreip
10. Juli 2025 |
Damit unterstreicht Lenin die zentrale Bedeutung der materialistischen Dialektik im Denken und Werk von Marx und Engels – als Werkzeug, um die politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse revolutionär zu begreifen und zu verändern. Diese Denkweise steht in scharfem Kontrast zur idealistischen Dialektik, die laut Marx selbst nicht in der Lage ist, die realen gesellschaftlichen Widersprüche aufzulösen:
„[…] eine idealistische Dialektik sich passiv zur Wirklichkeit verhält.“
(Marx, Das Kapital, Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin, 1960, S. 27)
Die bürgerliche Gesellschaft ist durch eine fundamentale Trennung geprägt: auf der einen Seite die Lohnabhängigen, auf der anderen Seite die Eigentümer der Produktionsmittel. Wer diese Spaltung hinnimmt, akzeptiert auch die bestehende Ordnung der Ausbeutung – als Naturgesetz, als „alternativlos“. Doch das revolutionäre Denken verweigert sich dieser Akzeptanz. Es sucht nicht nach kosmetischen Korrekturen, sondern strebt nach einer anderen Gesellschaft, in der der Mensch als freies, schaffendes Wesen existiert. Wie es im Kommunistischen Manifest heißt:
„[…] in einer alten Gesellschaft haben sich Elemente einer neuen gebildet.“
(Marx, Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960, S. 480)
Jede Epoche bringt ideologisch die Spuren von Vergangenem und Zukünftigem hervor – die Auseinandersetzung zwischen Reaktion und Fortschritt, zwischen Konterrevolution und Revolution spiegelt sich auch im Denken wider.
Die Darstellung von Lohnarbeit als zivilisatorischer Höhepunkt ist in Wahrheit eine Verklärung des modernen Sklaventums. Die herrschenden Eliten versprechen mit jeder neuen Runde von Aufrüstung und imperialistischer Politik auch kleine soziale Wohltaten – bessere Schulen, schnellere Netze, sichere Brücken. Doch all das ist eine Täuschung, ein Ablenkungsmanöver im Dienst der kapitalistischen Kriegsvorbereitung. Der Imperialismus ist keine Reformvariante des Kapitalismus, sondern dessen höchstes, destruktivstes Stadium.
Der Arbeiterphilosoph Josef Dietzgen bezeichnete die bürgerlichen Intellektuellen seiner Zeit als „diplomierte Lakaien der Pfarrei“. Lenin wiederum sprach von einem „Professorenscharlatanismus“, der die Köpfe der Menschen mit reaktionärer Ideologie vergifte. Für uns heißt das: Die bürgerliche Wissenschaft muss konsequent durch die Methode des Marxismus-Leninismus kritisch durchleuchtet werden – mit der materialistischen Dialektik als Werkzeug, nicht als Dekor.
Die materialistische Dialektik lehrt uns, dass Wahrheit konkret ist – sie verlangt die umfassende Betrachtung der Verhältnisse, ihrer Widersprüche und Veränderungen. Kein Zustand ist ewig, keine Grenze absolut. Die revolutionäre Praxis zielt auf die Überwindung aller Einseitigkeiten. Lenin betont:
„[…] dieser Drang nach Allseitigkeit wird uns […] vor Fehlern und vor Erstarrung bewahren.“
(Lenin, Noch einmal über die Gewerkschaften und die Fehler Bucharins und Trotzkis, Werke, Band 32, Dietz Verlag Berlin, 1960, S. 85)
Jede Analyse muss also vom Prozesscharakter der Dinge ausgehen, ihre Entwicklung begreifen, und diese Erkenntnis mit der praktischen Erfahrung der Massen verbinden. Dialektisches Denken bedeutet, die Geschichte eines Gegenstands ebenso zu durchdringen wie seine aktuelle Funktion in der Gesellschaft. Wahrheit ist das Ergebnis von Praxis – und nur im Licht dieser Praxis erweist sich, was wissenschaftlich und was illusionär ist.
Die hier umrissenen Prinzipien sind lediglich ein Ausgangspunkt – doch wer den Marxismus-Leninismus als lebendige Wissenschaft begreift, wird wissen, dass die Erkenntnis nicht abgeschlossen ist, sondern ein fortwährender revolutionärer Prozess bleibt.
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