Der von den Marxisten-Leninisten zu Recht vorgetragene und beanspruchte Sonderstatus schließt Zusammenarbeit mit nicht kommunistischen Strömungen und Organisationen keineswegs aus.
Von Heinz Ahlreip 20. September, 15:04 h | Marx und Engels forderten im Manifest die Kommunisten auf, sich in Frankreich der sozialistisch-demokratischen Partei, der Ledru-Rollins anzuschließen, der 1848 für 10 ½ Wochen französischer Innenminister war, jedoch:
„… ohne darum das Recht aufzugeben, sich kritisch zu den aus der revolutionären Überlieferung herrührenden Phrasen und Illusionen zu verhalten“.
(Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 4, Dietz Verlag, 1960,492).
Man sieht, 1848 waren Marx und Engels mit 1789 fertig. Noch die Blanquisten und die anarchistischen Proudhonisten, die 1871 in Paris im Kern den Communerat stellten, wurden kritisiert, weil sie immer wieder Traditionslinien zu den bürgerlich-radikalen Volksaufständen von 1792 bis zur ersten Hälfte 1794 beschworen. In der Phase des Imperialismus ist eine Zusammenarbeit mit Sozialisten nicht ausgeschlossen: Mitte November 1917 übernahmen die Linken Sozialrevolutionäre das ihnen angebotene Landwirtschaftsressort im sowjetrussischen Rat der Volkskommissare, im Dezember sechs weitere Regierungsposten.
Wie ergab sich der Schnitt, der Bruch in der Kontinuität, die Distanzierung von Marx und Engels von den Pariser Communarden? Es muss etwas Einschneidendes vorgefallen sein, Lenin bezeichnete als die ersten reifen Werke des Marxismus ‘Das Elend der Philosophie‘ (1847) und das ‘Manifest‘ (1848), und in der Tat werden wir hier fündig, was den Sonderstatus des Marxismus betrifft. Trotz hochkarätiger Koryphäen-Besetzung war es den bürgerlichen Materialisten nicht gelungen, den Materialismus auf die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft anzuwenden. Im ‘Elend‘ lesen wir:
„Die Handmühle ergibt eine Gesellschaft mit Feudalherren, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit industriellen Kapitalisten“.
(Karl Marx, Das Elend der Philosophie, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960,130).
Dies kommt einfach und rudimentär daher, wenn immer sich eine Revolution anbahnt, hier in den Gesellschaftswissenschaften, aber der richtige Ansatz war da in dieser zwischen Dezember 1846 und April 1847 verfassten Frühschrift. Der Marxismus-Leninismus ist eine Theorie der Arbeitsorganisation durch die Produktionsmittel. Was das bedeutet, dazu gleich. Auf das ‘Manifest‘ muss noch hingewiesen werden.
„Die kommunistische Revolution ist das radikalste Brechen mit den überlieferten Eigentumsverhältnissen; kein Wunder, daß in ihrem Entwicklungsgange am radikalsten mit den überlieferten Ideen gebrochen wird“.
(Karl Marx, Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin, 1960,481).
Auf der ganzen Welt haben Tausende und Abertausende Revolutionäre Ideensprudel noch und noch, aber sie wurzeln nicht in den Erdboden der Weltgeschichte. Endlich im ‘Kapital‘:
„Hand in Hand mit dieser Zentralisation oder der Expropriation vieler Kapitalisten durch wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitsprozesses auf stets wachsender Stufenleiter, die bewußte technische Anwendung der Wissenschaft, die planmäßige Ausbeutung der Erde, die Verwandlung der Arbeitsmittel in nur gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel, die Ökonomisierung aller Produktionsmittel durch ihren Gebrauch als Produktionsmittel kombinierter, gesellschaftlicher Arbeit, die Verschlingung aller Völker in das Netz des Weltmarkts und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes“.
(Karl Marx, Das Kapital, Werke, Band 23, Dietz Verlag Berlin, 1960,790).
Die bürgerlichen Darstellungen des Komplexes Marxismus-Leninismus-Revolution kranken an der ideologisch vorgegeben Missachtung des Sonderstatus einer Revolutionswissenschaft, die auf totale Volksbefreiung aus ist, ist und darob ins Totalitäre verfälscht werden muss. Sie kranken natürlich auch daran, dass falsch gewichtet wird, dass die Bedeutungstiefe der Feststellung, dass die Verwandlung der Arbeitsmittel in nur noch gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel immer und immer wieder zum Anlauf zum Sozialismus resp. Kollektivismus zwingt.
Linker und rechter Revisionismus, Opportunismus, Anarchismus, Sozialdemokratismus … sie alle ziehen die Fahne der Exklusivität runter, sie ebnen ein und geraten auf die glitschige und schiefe Bahn, die die Befreiungswissenschaft im von Konterrevolutionären überfüllten Sandkasten der Infantilität landen lässt. Für Parteikommunisten kann es keine Privatsache Religion geben, Sozialdemokraten zum Beispiel koalieren politisch mit Christdemokraten. Hier liegt nun Perversion in Reinkultur vor. Es ist an den Anfang des deutschen Bauernkrieges, an sein Fanal zu erinnern: Die Zerstörung der Marienkapelle zu Mellerbach bei Allstedt. Ein Jubiläum liegt um die Ecke, noch ein paar Monate und wir stehen im 500. Jahr des deutschen Bauernkrieges, das „größtes Naturereignis des deutschen Staates“ (Leopold von Ranke), eine völlig falsche Darstellung, „Kampf des Lichts gegen die Finsternis“ (Wilhelm Zimmermann), akzeptabel, oder die radikalste Tatsache der deutschen Geschichte, dass es um die proletarische Revolution in Deutschland gut stände, wenn sie ergänzt werden würde durch eine Art zweiter Auflage des deutschen Bauernkrieges (Karl Marx), das letzte Wort der Wissenschaft.
________________________
.
Ihr könnt dies Magazin unterstützen, indem ihr:
- Freunden, Bekannten, Kollegen und Gleichgesinnten
von diesem OnlineMagazin DER REVOLUTIONÄR erzählt; - Einen Link zu diesem Magazin an sie versendet;
- Die jeweiligen Beiträge teilt oder mit einem Like verseht;
- Eine Empfehlung in den sozialen Medien postet;
- Die Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit durch Artikel,
Leserbriefe, Videoberichte und Kritiken unterstützt,
gerne auch als Gastartikel oder Volkskorrespondent; - Unsere Seite bei Facebook mit einem Like verseht;
(https://www.facebook.com/DerRevolutionaer);
Hinterlasse jetzt einen Kommentar