„Frieden stört die Kriegstüchtigkeit“ – Wie die SPD ihre letzten Kritiker zum Schweigen bringen will

Kiels Oberbürgermeister zog vor zwei Jahren medienwirksam seine Kriegsdienstverweigerung zurück und ist jetzt Propagandist für "Kriegstüchtigkeit" | Photo: Videoscan YouTube

Rote Grütze, graue Kriegspartei

Wer glaubt, Ralf Stegner sei der Rebell in der SPD, irrt gewaltig. Der langjährige Apparatschik, der sich heute als Mahner gegen Wettrüsten profiliert, wird nun als Quertreiber behandelt – nicht, weil er den Imperialismus grundsätzlich in Frage stellt, sondern weil er in der SPD noch Reste einer diplomatischen Tradition zu bewahren sucht. In Neumünster wurde er ausgeladen, weil „Humor“ beim Grütze-Essen nicht durch ernsthafte Debatten über Krieg und Frieden gestört werden dürfe. Stattdessen sprach Kiel’s Oberbürgermeister Ulf Kämpfer – ein frischgebackener Wehrdienst-Verweigerungs-Rücknehmer mit Schnellkurs bei der Marine. In der heutigen SPD ist das offenbar das neue Friedenszeugnis.

 

Von Heinrich Schreiber
19. Juli 2025 | 

Kriegstüchtig bis zur Selbstverleugnung

Die erbärmliche Debatte um Stegner zeigt: Wer nicht bereit ist, der NATO den roten Teppich auszurollen, wird aus der eigenen Partei gedrängt. Die SPD schraubt mit voller Kraft an der Hochrüstung der Bundeswehr – geplant sind Militärausgaben von über 150 Milliarden Euro bis 2029. Der „sozialdemokratische“ Finanzminister Klingbeil liefert das Zahlenwerk, Verteidigungsminister Pistorius den apokalyptischen Ton. Dass es in der SPD überhaupt noch 35 Prozent Delegierte gab, die gegen das NATO-5%-Ziel stimmten, gleicht einem historischen Restbestand politischen Anstands.

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Die SPD: Vom Klassenverräter zur Kriegspartei

Diese Entwicklung ist kein Ausrutscher, sondern konsequente Fortsetzung eines langen Verrats: Bereits 1960 ordnete Herbert Wehner die SPD der NATO unter – aus einer Partei der Wiedervereinigung wurde eine Partei der Westbindung. Die SPD, einst mit Parolen der Völkerverständigung hausierend, hat ihre Wurzeln längst gekappt. Ihre heutige Führung ist Teil jener westlichen Klassen, die um ihre Vorherrschaft in der Weltordnung kämpfen – notfalls mit Blut.

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Stegner – tragischer Mahner oder letzter Sozialdemokrat?

Ralf Stegner, einer der Unterzeichner des sogenannten „Friedens-Manifests“, wagt es noch, die gefährliche Rhetorik der „Kriegstüchtigkeit“ zu kritisieren. Doch sein Manifest bleibt im Rahmen des bürgerlichen Pazifismus: keine klare Absage an den imperialistischen NATO-Kriegskurs, keine Forderung nach Austritt, kein Bruch mit dem kapitalistischen Staat, der diesen Kriegskurs steuert. Trotzdem ist selbst das für die SPD-Spitze zu viel. Wer auf Verständigung setzt, wird als naiv, rückständig, gefährlich diffamiert – nicht von Rechten, sondern von Sozialdemokraten.

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Krieg ist nicht Frieden – Zeit, sich zu entscheiden

Der Fall Stegner zeigt, dass innerhalb der SPD kein Raum mehr für ernsthafte Friedenspolitik existiert. Die Partei hat sich von einer sozialdemokratischen Traditionslinie verabschiedet und sich ganz dem geopolitischen Machtdenken der NATO untergeordnet. Dass in der Regierung, in den Medien und in weiten Teilen der Zivilgesellschaft jede Abweichung vom Aufrüstungskonsens diffamiert wird, ist Ausdruck eines Systems, das den Krieg vorbereitet – ökonomisch, politisch, ideologisch.

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Unsere Antwort: Klassenkampf statt Kriegstüchtigkeit!

Gegen diese neue Kriegskoalition aus SPD, Grünen, CDU und NATO braucht es keine zahnlosen Manifeste, sondern entschlossenen Widerstand. In Betrieben, Gewerkschaften, Stadtteilen und außerparlamentarischen Bündnissen muss die Parole lauten:

Kein Cent, kein Soldat für Aufrüstung und Krieg! Die Arbeiterklasse hat in den Kriegen der Kapitalisten nichts zu gewinnen – aber alles zu verlieren.

Die einzige Sicherheit der Werktätigen ist, diesem Wahnsinn durch den revolutionären Sturz des Systems ein Ende zu setzen. Und dafür braucht es keine SPD – sondern eine neue kommunistische Kraft.

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Über Heinrich Schreiber 233 Artikel
Als inzwischen „Best Ager", ist die berufliche Vita schon etwas umfangreicher. Gelernter Photokaufmann, tätig als Werkzeug- und Kopierschleifer im Einzelakkord, aber auch viele Jahre als selbständig tätiger  Wirtschaftsberater waren Heinrich's beruflichen Herausforderungen. Bereits im Alter von 13 Jahren ist Heinrich mit Polizeigewalt bei einer Demonstration in der Kieler Innenstadt in Berührung gekommen. Hintergrund war der Schahbesuch 1967 in Berlin und die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch die Berliner Polizei. Das hat ihn sehr früh politisiert und seine zukünftigen Aktivitäten als Jugendvertreter und in der Gewerkschaftsjugend, in der Roten Garde Kiel/ML und später KPD/ML waren daraufhin logische Konsequenz. Heinrich ist Vater von vier erwachsenen Kindern und begleitet das politische Geschehen mit Berichten und Kommentaren aus marxistisch-leninistischer Sicht.

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