In der Roten Fahne der MLPD vom 26. Mai 2023 (Nr. 11) sind Grußworte veröffentlicht zum Rebellischen Musikfestival, das vom 26. Mai bis zum 28. Mai in Truckenthal/Thüringen über die Bühne ging.
Von Heinz Ahlreip
30. Mai 2023
40 Bands auf zwei Bühnen. Auf Seite 10 sind fünf Grußworte unter der Überschrift: “Bunte Mischung aus Musik, Politik, Party und Philosophie abgedruckt. Hinter dem Wort Philosophie fehlen die Anführungszeichen, doch das nur am Rande. Der Inhalt ist es, der einen erschaudern lässt. Auf dem ersten Blick steht die Überschrift zum wissenschaftlichen Sozialismus in einer schiefen Stellung. Es ist dies näher auszuführen.
Die bürgerlichen Aufklärer hatten in ihrem rein theoretisch-pazifistischen Kampf gegen Adel und Klerus ein Reich der Vernunft, der Freiheit, der Gleichheit und der Brüderlichkeit in Aussicht gestellt. Der bürgerliche Staat sei kein Klassenstaat, sondern ein Volksstaat. 1789 ließ sich dies aber nicht einlösen. Ein anfänglicher Enthusiasmus bei den bürgerlichen Intellektuellen schlug durch den inneren Terrorismus (Robespierre) und durch den äußeren Terrorismus (Napoleon) in Verzweiflung um. Es ist kein Zufall, dass im Jahr 1806, als die preußische Armee bei Jena und Auerstedt durch französische Truppen vernichtend geschlagen wurde, Hegel die geistige Grundhaltung dialektischen Denkens in der Phänomenologie des Geistes notierte: Der Weg zur Wissenschaft sei nicht einfach ein Weg des Zweifels, sondern tiefer ein Weg der Verzweiflung, weil im Fluss der Dialektik jede neue Erkenntnis rasch in eine obsolete umkippt. Erforderlich seien Geduld, Ernst, Schmerz und die Arbeit des Negativen. Das musikalische Denken sei der Tod des dialektischen. Marx sah 1847 am Ende des ‘Elend der Philosophie‘ den Klassenkampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie als einen brutalen Bürgerkrieg voraus, Engels bezeichnete 1886 in seiner Studie über Feuerbach Politik als ein sehr dorniges Gebiet. Lenin knüpfte an Hegels Aversion gegen die Musik an und hielt sie sein Leben lang auf Distanz. Stets folgte er Marx, der den Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus als langwierig und qualvoll prognostizierte. Im ‘Linken Radikalismus‘ führte er 1920 aus, dass die russischen Bolschewiki den Marxismus wahrhaft durch Leiden errungen haben. Über Felix Dzierschinski berichtet der polnische Kommunist Hanecki, dass es vorkam, dass er zwanzig Stunden am Stück arbeitete, dass er sich kaum Nachtruhe gönnte und dass man ihn zum Essen zwingen musste. Als Angela Davis auf dem Parkgelände der Yale-Universität Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts auf einer Antivietnamkriegsveranstaltung eine Rede hielt, rief sie zu einer bürgerlichen Partygesellschaft, die in der Nähe feierte: ‘Was gibt es da zu feiern, wenn unsere Brüder In Vietnam sterben‘? Auch wir rufen heute nach Truckenthal rüber: Was gibt es da zu feiern, wenn im gegenwärtigen imperialistischen Krieg Arbeiter- und Bauernsöhne todbringend gegeneinander geworfen werden?
Ein Grußwort stammt von dem Liedermacher Heinz Ratz. Das ist eine Berufsbezeichnung, bei der Tschekistinnen und Tscheckisten sofort hellhörig werden, um so hellhöriger, wenn man liest: “Nie war ein Miteinander der Kulturen, Religionen und Nationen dringender nötig als jetzt … Trotz vieler politischen Anfeindungen sind hier Idealisten (wie wahr! wie wahr! /H.A.) am Werk, die nicht aufgeben und mit Freude diese bunte Mischung aus Musik, Politik, Party und Philosophie auf die Beine stellen.“ (S.10). Man beachte die Reigenfolge! Dem noch nicht genug. Das steht ungefähr in der Mitte zwischen den Grußworten von Gabi Fechtner, der Parteivorsitzenden der MLPD, und von Stefan Engel, dem Leiter des theoretischen Organs der MLPD. Gabi Fechtner kann einem besonders leidtun. Trotz eines intensiven Studiums des klassischen Marxismus-Leninismus und immensen Kenntnissen über ihn, bringt sie nicht die innere Kraft auf, den milieugeprägten Denkweiseschwindel zu durchschauen und abzuwerfen, nur Lenin und nicht dem alles verwässernden Dickhut zu folgen. Ihr Arm reicht nicht mal so weit, den Abdruck des Textes von Liedermacher Ratz zu verhindern. So ist es dann zur oben angegeben famosen Überschrift gekommen. Wir gratulieren, wir gratulieren.
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