Hoxha als Revolutionär – nicht als Klassiker

Enver Hoxha ist eine bedeutende Persönlichkeit des proletarischen Internationalismus | Photo: Videoscan YouTube

Warum ideologische Klärung heute entscheidend ist

In einer Zeit, in der die Welt erneut an der Schwelle zu einem großen imperialistischen Krieg steht, ist ideologische Klarheit für alle revolutionären Kräfte von größter Bedeutung. Der drohende Flächenbrand – entfacht durch die Aggressionen konkurrierender imperialistischer Blöcke – konfrontiert das Proletariat mit der historischen Alternative: entweder eine weitere blutige Barbarei im Dienste des Kapitals oder der revolutionäre Bruch mit diesem System. Ohne eine klare, unzweideutige Orientierung an den Lehren des Marxismus-Leninismus, ohne den Aufbau einer bolschewistischen Arbeiterpartei, bleibt das Proletariat politisch entwaffnet. Deshalb ist es heute notwendig, Fragen wie die nach der Rolle Enver Hoxhas nicht emotional oder sektiererisch zu behandeln, sondern sie ideologisch sauber zu klären.

 

Von Heinrich Schreiber
15. April 2025 | 

Enver Hoxha – Klassikerdebatte auf marxistisch-leninistischer Grundlage

Eine marxistisch-leninistische Gruppe propagiert die Auffassung, Enver Hoxha müsse als „fünfter Klassiker“ des Marxismus-Leninismus neben Marx, Engels, Lenin und Stalin anerkannt werden. Diese Einschätzung bedarf einer klaren, marxistisch-leninistischen Einordnung, um einerseits Hoxhas herausragende Rolle im Kampf gegen den modernen Revisionismus zu würdigen, andererseits aber eine willkürliche Ausweitung des klassischen Kanons zu vermeiden.

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1. Enver Hoxhas Rolle im Kampf gegen den modernen Revisionismus

Enver Hoxha war ohne Zweifel eine bedeutende Persönlichkeit des proletarischen Internationalismus. Er hat, gestützt auf die Lehren von Marx, Engels, Lenin und Stalin, den Chruschtschow-Revisionismus in der KPdSU sowie später auch die revisionistischen Entwicklungen in China und anderen Ländern klar und unmissverständlich bekämpft. Seine Analysen – etwa in „Eurokommunismus ist Antikommunismus“ – sind wichtige Beiträge zur Verteidigung des wissenschaftlichen Sozialismus gegen alle Formen des Opportunismus.

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2. Die Funktion der Klassiker

Die Klassiker des Marxismus-Leninismus – Marx, Engels, Lenin und Stalin – zeichnen sich nicht allein durch ihre theoretische und praktische Führungsrolle aus, sondern durch die epochale Entwicklung, die sie dem wissenschaftlichen Sozialismus gaben:

  • Marx und Engels begründeten die materialistische Geschichtsauffassung und den wissenschaftlichen Sozialismus.

  • Lenin führte die Theorie in die Epoche des Imperialismus und der proletarischen Revolution über.

  • Stalin entwickelte diese Lehren weiter, verteidigte die Diktatur des Proletariats und schuf den ersten sozialistischen Staat dauerhaft.

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3. Enver Hoxha als Verteidiger, nicht Weiterentwickler

Enver Hoxha selbst hat in seinen Schriften niemals den Anspruch erhoben, die Lehren über Marx, Engels, Lenin und Stalin hinaus weiterentwickelt zu haben. Vielmehr bezog er sich ausdrücklich und konsequent auf sie. Seine Stärke lag in der prinzipienfesten Anwendung und Verteidigung dieser Lehren unter neuen historischen Bedingungen – insbesondere gegen den modernen Revisionismus, wie in der Auseinandersetzung mit dem Eurokommunismus oder den chinesischen Revisionisten deutlich wird.

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4. Ideologische Klarheit gegen Dogmatisierung

Die Berufung auf ein sogenanntes „fünfköpfiges Banner“ ist ideologisch problematisch. Eine solche Erweiterung des Klassiker-Kanons wäre gleichbedeutend mit einer subjektivistischen Aufblähung marxistisch-leninistischer Theorie. Sie schwächt letztlich die wissenschaftliche Grundlage des Sozialismus, indem sie die dialektische und historische Funktion der Klassiker verwischt und durch kultartige Fixierungen ersetzt.

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Schlussfolgerung

Enver Hoxha verdient höchste Anerkennung als konsequenter Verteidiger des Marxismus-Leninismus. Aber: Er ist kein fünfter Klassiker. Er hat die Lehren von Marx, Engels, Lenin und Stalin nicht erweitert, sondern sie gegen ihre Entstellung bewahrt. Das genügt, um ihn als großen marxistisch-leninistischen Revolutionär zu ehren – nicht aber, um ihn in eine Reihe mit den Schöpfern und Entwicklern der Weltanschauung des Proletariats zu stellen.

 


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Über Heinrich Schreiber 232 Artikel
Als inzwischen „Best Ager", ist die berufliche Vita schon etwas umfangreicher. Gelernter Photokaufmann, tätig als Werkzeug- und Kopierschleifer im Einzelakkord, aber auch viele Jahre als selbständig tätiger  Wirtschaftsberater waren Heinrich's beruflichen Herausforderungen. Bereits im Alter von 13 Jahren ist Heinrich mit Polizeigewalt bei einer Demonstration in der Kieler Innenstadt in Berührung gekommen. Hintergrund war der Schahbesuch 1967 in Berlin und die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch die Berliner Polizei. Das hat ihn sehr früh politisiert und seine zukünftigen Aktivitäten als Jugendvertreter und in der Gewerkschaftsjugend, in der Roten Garde Kiel/ML und später KPD/ML waren daraufhin logische Konsequenz. Heinrich ist Vater von vier erwachsenen Kindern und begleitet das politische Geschehen mit Berichten und Kommentaren aus marxistisch-leninistischer Sicht.

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