Der Fall AfD und Verfassungsschutz – Repressionsapparat im Eigenbetrieb

Der Verfassungsschutz ist ein Herrschaftsinstrument zur Machtsicherung der herrschenden bürgerlichen Klasse | Photo: Videoscan YouTube

Politischer Hintergrund der Eskalation

Die Auseinandersetzung zwischen dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und der AfD ist nicht Ausdruck eines demokratischen Abwehrkampfes gegen Faschismus, sondern ein innerbürgerlicher Konflikt um die Sicherung der politischen Ordnung in der imperialistischen Krise. Dass die AfD nun als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung“ eingestuft wird, ist nicht das Ergebnis eines späten antifaschistischen Erwachens der staatlichen Organe, sondern die Folge wachsender Nervosität innerhalb des politischen Machtblocks.

 

Charakter der AfD: National, autoritär, systemstabilisierend

Die AfD ist Ausdruck tiefgreifender gesellschaftlicher Krisenerscheinungen innerhalb des deutschen Spätkapitalismus. Sie repräsentiert eine politische Strömung, die das System erhalten will – allerdings mit anderen Mitteln: mit autoritären Methoden, nationalistischer Aufladung, Repression nach innen und Aufrüstung nach außen. Ihr Ziel ist nicht der Bruch mit der bürgerlich-parlamentarischen Ordnung, sondern deren Neujustierung im Sinne einer aggressiveren und nationalstaatlich reorganisierten Krisenbewältigung. Die Partei ist entschieden kapitalfreundlich, ordnungsstaatlich, migrationsfeindlich und antikommunistisch.

 

Abgrenzung zur offen konfrontativen Kriegspolitik

Gleichzeitig tritt die AfD bislang nicht als Hauptakteur aggressiver außenpolitischer Konfrontation gegen Russland auf – im Gegensatz zur gegenwärtigen Regierung, die unter Führung von SPD, Grünen und FDP die militärische Eskalation in Osteuropa maßgeblich vorantreibt. Die AfD wirbt – mit Rücksicht auf ihr rechtsnationales Klientel – für einen deutschen Imperialismus, der sich nicht bedingungslos der US-Strategie unterordnet. Dies ändert jedoch nichts daran, dass es sich bei der AfD um ein Werkzeug der Reaktion handelt, das objektiv zur inneren Militarisierung und zur Zerschlagung sozialer Errungenschaften beiträgt.

 

Verfassungsschutz als Herrschaftsinstrument

Die Eskalation durch den Verfassungsschutz ist juristisch ein Verwaltungsakt, politisch jedoch ein Mittel der Machtsicherung. Die bürgerliche Klasse nutzt ihre eigenen Organe zur Regulierung und Kontrolle der Opposition – soweit diese innerhalb des Systems operiert. Mit der AfD wird derzeit ein Teil des politischen Spektrums ins Visier genommen, dessen Wachstum die Glaubwürdigkeit der staatstragenden Parteien bedroht. Der Staat reagiert nicht mit revolutionärem Klassenstandpunkt, sondern mit Repression – nicht aus Überzeugung, sondern aus Selbsterhalt.

 

Repression trifft letztlich antikapitalistische Kräfte

Wer jedoch glaubt, dieser Mechanismus ließe sich gegen die AfD wenden, ohne sich später gegen jede systemkritische und revolutionäre Bewegung zu richten, verkennt die historische Funktion des Verfassungsschutzes. Dieser Apparat diente nie dem Schutz der Bevölkerung – er diente der Stabilisierung der kapitalistischen Ordnung. Ob gegen Kommunisten, linke Betriebsräte, revolutionäre Gewerkschafter oder antifaschistische Organisationen: Die Repressionspraxis war immer auf jene gerichtet, die nicht nur das politische Personal austauschen, sondern die Machtfrage stellen wollten.

 

Die juristische Farce

Die aktuelle Klage der AfD gegen das BfV (siehe Artikel am Ende des Beitrags) , der begleitende Eilantrag und der Versuch, die Einstufung juristisch aufzuheben, führen nicht zu einer demokratischen Klärung, sondern zu einer weiteren Politisierung des Verwaltungsapparates. Dabei wird deutlich, dass der bürgerliche Staat seine Mittel flexibel einsetzt – mal gegen rechts, mal gegen links – je nach Bedarfslage und politischem Kräfteverhältnis. Die Überwachung der AfD ändert nichts daran, dass die eigentliche Bedrohung für die herrschende Klasse von einer kommunistisch organisierten Arbeiterbewegung ausgeht.

 

Parteiverbot als Nebelkerze

Ein Verbot der AfD – das in öffentlichen Debatten wieder diskutiert wird – wäre weder eine Niederlage des Faschismus noch ein Fortschritt für die Arbeiterklasse. Es wäre lediglich der Versuch, eine gefährlich gewordene Nebenströmung innerhalb des bürgerlichen Lagers zurückzudämmen. Die materielle Grundlage für Nationalismus, Rassismus, Militarismus und Sozialchauvinismus bleibt in jedem Fall bestehen – in der Politik der neuen Regierung aus CDU/CSU, SPD ebenso wie bei den BündnisGrünen oder AfD. Da die Linkspartei sich bei der Wahl des neuen Bundeskanzlers offen auf die Seite der kapitalistischen Machthaber gesellt haben, ist auch diese der die loyalen Garde der Ausbeuterklasse zuzurechnen. Der Kampf gegen die faschistische Gefahr darf sich nicht auf juristische Auseinandersetzungen stützen, sondern muss sich auf die klassenmäßige Selbstorganisation der Werktätigen stützen.

 

Klare kommunistische Haltung

Der kommunistische Standpunkt bleibt eindeutig: Der Verfassungsschutz ist kein Verbündeter, sondern ein Gegner. Er ist ein Instrument des bürgerlichen Staates zur Sicherung der Eigentumsordnung. Die AfD ist keine antikapitalistische Kraft, sondern eine reaktionäre Ausprägung der kapitalistischen Krisenideologie. Wer beides als Gegensätze versteht, hat den Charakter des Systems nicht begriffen. Nur der Bruch mit der gesamten Klassenordnung – und der Aufbau einer revolutionären, kommunistischen Partei – kann den Vormarsch der Reaktion dauerhaft stoppen.

________________________

 

Siehe Kurzmeldung zur Klage der AfD 

AfD klagt gegen Extremismus-Einstufung durch das Bundesamt für Verfassungsschutz

 

 

hr könnt dies Magazin unterstützen, indem ihr:

  • Freunden, Bekannten, Kollegen und Gleichgesinnten
    von diesem OnlineMagazin DER REVOLUTIONÄR erzählt;
  • Einen Link zu diesem Magazin an sie versendet;
  • Die jeweiligen Beiträge teilt oder mit einem Like verseht; 
  • Eine Empfehlung in den sozialen Medien postet;
  • Die Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit durch Artikel,
    Leserbriefe, Videoberichte und Kritiken unterstützt,
    gerne auch als Gastartikel oder Volkskorrespondent;
  • Unsere Seite bei Facebook mit einem Like verseht;
    (
    https://www.facebook.com/DerRevolutionaer);

 

 

.

 

.

Über Heinrich Schreiber 194 Artikel
Als inzwischen „Best Ager", ist die berufliche Vita schon etwas umfangreicher. Gelernter Photokaufmann, tätig als Werkzeug- und Kopierschleifer im Einzelakkord, aber auch viele Jahre als selbständig tätiger  Wirtschaftsberater waren Heinrich's beruflichen Herausforderungen. Bereits im Alter von 13 Jahren ist Heinrich mit Polizeigewalt bei einer Demonstration in der Kieler Innenstadt in Berührung gekommen. Hintergrund war der Schahbesuch 1967 in Berlin und die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch die Berliner Polizei. Das hat ihn sehr früh politisiert und seine zukünftigen Aktivitäten als Jugendvertreter und in der Gewerkschaftsjugend, in der Roten Garde Kiel/ML und später KPD/ML waren daraufhin logische Konsequenz. Heinrich ist Vater von vier erwachsenen Kindern und begleitet das politische Geschehen mit Berichten und Kommentaren aus marxistisch-leninistischer Sicht.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*