TOD DEM US-IMPERIALISMUS

Putin bezeichnet Drohnenangriff als Terrorakt – Scholz nennt Putin einen Kriegstreiber. Beide könnten da richtig liegen | Photo: Videoscan YouTube

Für die, die die bürgerlichen Massenmedien kritisch verfolgen, bedeutet das Übereinkommen heute, dass es sich im aktuellen Krieg um die Ukraine, um einen imperialistischen Krieg von beiden Seiten handelt.

 

Heinz Ahlreip – Autor und Redaktionsbeirat

 

 

Von Heinz Ahlreip 
11. Juli 2024

 

 

 

Der Krieg um die Ukraine scheint mir ein Krieg zu sein, der noch relativ leicht zu lesen ist. Im Moskau der Oligarchen darf man das Wort Krieg nicht in den Mund nehmen, im bürgerlichen Berlin ist das Wort vom imperialistischen Krieg außen vor. Es wird von beiden Seiten suggeriert, dass er ein Befreiungskrieg sei.

Im Wirrwarr der bürgerlichen, unwissenschaftlich vorgehenden Massenmedien ist die Frage, wer den Krieg begonnen habe, von entscheidender Wichtigkeit, es ist im aktuellen Krieg ja relativ eindeutig, während es für Lenin bei einem Krieg unter Imperialisten gleichgültig ist, wer den Krieg begonnen hat. Es ist ein Krieg unter Räubern, beide Seiten sind schuldig als Räuber und als Kriegsverbrecher. Die Sache wird in den Medien heute so dargestellt, als befinde sich auf russischem Territorium ein finster-totalitärer Staat, was richtig ist, im Licht der Ukraine aber werde die saubere Fahne der europäischen Demokratie hochgehalten, was falsch ist.  Einem im September 2021 publizierten Bericht des Europäischen Rechnungshofes über die Lage in der Ukraine ist zu entnehmen, dass in diesem Land die Oligarchen und die Korruption herrschen.

Ein Krieg bricht nicht plötzlich aus, sondern wird von langer Hand von den mit dem Finanzkapital verwobenen Regierungen vorbereitet, deshalb muss man die Geschichte der Außenpolitik, der Diplomatie Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vor seinem Ausbruch studieren. Man muss die Entwicklung des Finanzkapitals im Auge behalten, denn es ist das Finanzkapital, das die Völker Russlands und die Ukrainer seit dem 24. Februar 2022 in den rasenden Krieg hetzt.

Welches Interesse hat nun das internationale Proletariat am gegenwärtigen ‘Krieg um die Ukraine‘? Es hat sich vor allem gegen die Dollarimperialisten zu kehren, Lenin bezeichnete den US-Imperialismus bekanntlich auf dem VI. Sowjetkongress 1918 als vollgefressene Bestie, es hat vor allem das Interesse, die US-Barbaren, diese Knüppelträger der finstersten imperialistischen Macht auf Erden, die seit 1898 andere Länder ausplündern, die im ersten Weltkrieg zum Hauptfinanzier der kriegführenden Mächte in Europa wurden, die im zweiten Weltkrieg die kriegführenden europäischen Länder untereinander ausbluten ließen, vom europäischen Kontinent, der sich einem einzigen Kriegsschauplatz mehr und mehr nähert,  zu vertreiben, das heißt aber nicht, dass es ideologisch Partei für die ebenfalls reaktionären Kriegstreiber in Moskau ergreift, die mafiaähnlich organisierten KGB-KPdSU-Oligarchen, die belegen, was für Bestien der Revisionismus in der letzten Hälfte des 20. und am Anfang des 21. Jahrhunderts aus Menschen gemacht hat. 

So klingt es gut, aber nur in naiven Ohren. Im gegenwärtigen Krieg fallen die Interessen des internationalen Proletariats und die Interessen der russischen Oligarchen zeitweise zusammen. Wir arbeiten wieder mit russischen Soldatinnen und Soldaten zusammen, aber nicht in alter Weise wie zu DDR-Zeiten im Zeichen ewiger Freundschaft, sondern in einer anderen Qualität, vorübergehend. Der US-Imperialismus muss in Europa totgeknüppelt werden und die russische Regierung ist in einer Frontposition gegen unseren Hauptfeind. So fällt dann der Würfel. 

Die tonangebenden Kader der MLPD, wie so oft von allen guten Geistern des Marxismus-Leninismus verlassen, verurteilen alle drei Imperialismen unisono und verhalten sich wohltemperiert und als Gutmenschen neutral. Sind wir nicht Klasse Menschen aus einer einmalig guten Sekte? Das mag sein, aber sie verhalten sich auf kleinbürgerliche Art, nicht als proletarische Klassenmenschen, als Töchter und Söhne der Arbeiterklasse. Vor allem haben sie nicht Lenins Brief an die amerikanischen Arbeiter studiert. Also darf man nicht in einem Sektensumpf unfruchtbare Kreise drehen, sondern muss statt Däumchen drehen als praktischer Materialist den Krieg, diese glitschige Materie, praktisch anfassen gemäß Lenins Anweisungen. Im Brief an die amerikanischen Arbeiter gibt er durch ein Beispiel folgende Lehre:

Als der deutsche Imperialismus seine Truppen 1918 gegen das wehrlose Russland warf, das seine Armee, im Grunde eine Bauernarmee, demobilisiert hatte, zögerte ich keinen Augenblick, mit einem französischen Monarchisten, dem Offizier de Lubersac, einem Sprengstoffexperten, zusammenzuarbeiten. Beide wollten wir uns eigentlich an die Gurgel, aber unsere Interessen fielen vorübergehend zusammen. 

Dadurch machten die Bolschewiki von der in jedem Krieg absolut gesetzmäßigen und obligatorischen Methode Gebrauch, zu manövrieren, zu lavieren und sich schnell zurückzuziehen.  Lenin erklärte sich ohne eine Sekunde zu schwanken auch bereit, ein Übereinkommen mit deutschen imperialistischen Räubern zu schließen, wenn dieses ein möglicher bzw. tatsächlich erfolgter Angriff englischer oder französischer Truppen auf Russland erforderte. 

Eigentlich wollen sich heute die russischen Oligarchen und die proletarischen Revolutionärinnen und Revolutionäre gegenseitig an die Gurgel, aber die gegenwärtige Weltlage hat die Hauptaufgabe vorgegeben: So oder so auf die völlige Vernichtung des US-Imperialismus hinzuwirken, das heißt eben auch, den Oligarchen zeitweise die Hand reichen, so blutig, korrupt und schmutzig sie auch ist. Man kann nicht neutral bleiben, man kann spezifisch in einem imperialistischen Krieg nicht neutral bleiben, man kann nicht durch Däumchen drehen seine Hände in Unschuld waschen und politisch fruchtlose Kreise drehen. Ein Beispiel aus dem 20. Jahrhundert: Die Todfeinde Nazideutschland und Sowjetrussland haben sich durch Ribbentrop und Molotow sowohl in Moskau als auch in Berlin die Hand gereicht und Dokumente der Zusammenarbeit unterschrieben, weil die politische Weltlage und die militärische Großwetterlage sie dazu zwang. 

Der Krieg ist gewiss die bitterste Sache der Welt. Am meisten sterben Unschuldige. Aber der Krieg reißt die Menschen auch aus ihrem subjektiven Sumpf heraus, schult auch die unterdrückten Lohnsklavinnen und Lohnsklaven im Waffengebrauch, zwingt sie, sich über den Hauptfeind Gedanken zu machen, zwingt sie, umzudenken, das Gewehr umzudrehen.  Der Krieg trägt eine große Schrift, er kann nicht der Boden des Glücks sein. Hegel sprach vom Weltgeist als von einer großen Gestalt, die da einherschreitet, er gehe über alle besonderen Berechtigungen, manche unschuldige Blume müsse zertreten werden.  Da die MLPD nichts vom Krieg versteht, wie jetzt im aktuellen um die Ukraine sich den bequemsten Weg ausgesucht hat, nicht versteht, zu manövrieren, zu lavieren und sich schnell zurückzuziehen, steht sie der Weltrevolution im Weg und wird nicht nur als unschuldige Blume weißer Friedensengel zertreten werden, sondern auch objektiv als Handlanger des US-Imperialismus.  

 

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Über Heinz Ahlreip 115 Artikel
Heinz Ahlreip, geb. am 28. Februar 1952 in Hildesheim. Von 1975 bis 1983 Studium in den Fächern Philosophie und Politik an der Leibniz Universität Hannover, Magisterabschluss mit der Arbeit »Die Dialektik der absoluten Freiheit in Hegels Phänomenologie des Geistes«. Forschungschwerpunkte: Französische Aufklärung, Jakobinismus, Französische Revolution, die politische Philosophie Kants und Hegels, Befreiungskriege gegen Napoleon, Marxismus-Leninismus, Oktoberrevolution, die Kontroverse Stalin – Trotzki über den Aufbau des Sozialismus in der UdSSR, die Epoche Stalins, insbesondere Stachanowbewegung und Moskauer Prozesse.

1 Kommentar

  1. Autobahnen und Gefangenenlager

    Deutschland bereitet sich auf den Kriegsfall vor

    Von t-online, lim am 12.07.2024 *

    »Welche Wege fahren Panzer, wenn es zum Krieg mit Russland kommen sollte? Das prüft die Bundesregierung in einem geheimen Bericht. Eine Autobahn führt quer durch Deutschland.

    Panzer, Bundeswehr-Lastwagen und andere Fahrzeuge fahren in Deutschland nur selten und meist im Rahmen von Übungen über die Autobahnen. Angesichts eines drohenden Angriffs Russlands auf die Nato könnte das aber schon 2029 zur neuen Realität werden, wie Experten schätzen. Bund, Länder und Bundeswehr prüfen darum, welche Strecken sich eignen, um schnell und zuverlässig von A nach B zu kommen. Das zeigt ein geheimes Papier.

    Im Rahmen des „Operationsplan Deutschland“ (OPLAN DEU) sollen unter Federführung des Bundesverteidigungsministeriums die militärischen und zivilen Anteile einer effektiven Landes- und Bündnisverteidigung in einem Gesamtplan zusammengeführt werden. Er legt fest, welche Wege und Brücken für den Transport genutzt und wo Rastplätze zur Verfügung stehen und wie diese geschützt werden können.

    A2 könnte zur Schlüsselroute werden

    Damit könnten „im Falle einer Zuspitzung der sicherheitspolitischen Lage sehr schnell große Truppenkontingente der Nato an die Ostflanke des Bündnisses“ verlegt werden. Deutschlands Aufgabe bestehe darin, den Aufmarsch und die Versorgung der Streitkräfte als „Drehscheibe“ sicherzustellen, schreibt die Bundeswehr der dazugehörigen Veröffentlichung.

    Eine wichtige Strecke ist einem Bericht des „Spiegel“ zufolge die A2, eine der meistbefahrenen Strecken Deutschlands. Sie führt von Oberhausen bis zum Berliner Ring – einmal quer durch Deutschland. Damit ist sie in der Theorie perfekt für den Transport von Truppen und Hilfsgütern von West nach Ost geeignet. Allerdings sind auf der Strecke auch einige Brücken. Dafür benötigt die Bundeswehr einen Plan B, denn Brücken sind ein beliebtes Ziel von Raketenangriffen, um die Infrastruktur zu schwächen.

    Die Pläne, wie Deutschland als Drehscheibe für die Nato agieren muss, werden immer konkreter: 800.000 Soldatinnen und Soldaten müssen innerhalb von drei bis sechs Monaten von den Nordseehäfen nach Osten gebracht werden. Und mit ihnen eine große Menge an Fahrzeugen, Waffen und weitere Ausrüstung. Der Bund rechnet wohl mit 200.000 Fahrzeugen.

    Bundespolizei bekommt mehr Kompetenzen

    Während der Durchreise muss allerdings auch für die Versorgung und Unterbringung der Truppen gesorgt werden. Dafür werden Großküchen, Feldbetten, Zelte und Treibstoff benötigt. Dazu kommen Vorbereitungen des THW für Störaktionen und Aufräumarbeiten auf Verkehrswegen.
    Konkreter könnte das wie folgt aussehen: Alle 300 bis 500 Meter müssen die Konvois die Möglichkeit haben, zu stoppen. Ausweichrouten und Flächen an Flüssen für Behelfsbrücken müssen ebenfalls ausgemacht werden, sollten Straßen und Brücken nicht mehr intakt sein. Auch Pläne für ein Kriegsgefangenenlager soll es für den Fall bereits geben.

    Laut „Bild“-Zeitung bekommt die Bundespolizei im Bündnisfall der Nato mehr Kompetenzen. Aktuell haben die Beamten keinen Kombattantenstatus, wie es früher beim Bundesgrenzschutz der Fall war. Eine Wehrpflicht dürfe man wohl auch bei der Bundespolizei ableisten. Laut humanitärem Völkerrecht sind Kombattanten dazu berechtigt, unmittelbar an „Feindseligkeiten teilzunehmen“.
    Die genauen Pläne über Strecken und Stationen sowie weitere Absprachen sind geheim. Im Falle eines Krieges könnten sich Angreifer diese Informationen sonst zunutze machen.

    * Panzer auf der A2: Wie Deutschland sich auf den Kriegsfall vorbereitet (t-online.de)
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    13.07.2024, Reinhold Schramm (Bereitstellung)

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